Viele Menschen haben Schulden. Sei es der Dispokredit, das noch nicht zurückgezahlte BaFöG oder die Leihgabe eines Freundes bei der letzten Shoppingtour – Experten gehen davon aus, dass bis zu 85 Prozent der Deutschen Geld geliehen haben.
Solange Sie die offenen Forderungen zurückzahlen können, ist das normalerweise kein Problem. Können Sie Ihren Zahlungsverpflichten jedoch nicht mehr nachkommen, wächst die Angst vor der Zwangsvollstreckung.
Wie können Sie Ihre Schulden schnell und erfolgreich abbauen? Wir geben Ihnen Tipps!
Das Wichtigste – kurz & knapp
- Zum Schuldenabbau bestehen im Wesentlichen drei Strategien: Abbezahlen, Schuldenvergleich und Privatinsolvenz.
- Ordnen Sie zunächst Ihre Finanzen und finden Sie heraus, wie viel Geld für Raten- oder Teilzahlungen zur Verfügung steht.
- Eine professionelle Schuldnerberatung kann Sie beim Schuldenabbau unterstützen.
Schnell Schulden abbauen – so gelingt es
Möchten Sie Ihre Schulden schnell und vor allem langfristig abbauen, ist eine gute Strategie gefragt. Grundsätzlich stehen zur Schuldensanierung drei Wege offen:
- Sie zahlen Ihre Schulden ab.
- Sie bemühen sich um einen Schuldenvergleich.
- Sie melden Privatinsolvenz an.
Welcher Weg die sinnvollste Strategie darstellt, hängt von Ihren finanziellen Möglichkeiten ab. Hier stellen wir Ihnen die unterschiedlichen Strategien zum Schuldenabbau und ihre Erfolgsaussichten im Einzelnen vor.
1. Schulden tilgen
Der nachhaltigste Weg aus den Schulden besteht darin, alle offenen Forderungen zu begleichen.
So könnten Sie dafür vorgehen:
- Forderungen sortieren: Erstellen Sie eine Auflistung aller offenen Forderungen mit Fälligkeitsdatum.
- Haushaltsbuch führen: Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre Einnahmen und Ausgaben. Stiftung Warentest hat Apps getestet, die Sie bei diesem Vorhaben digital unterstützen (Info: Der Artikel ist kostenpflichtig, aber könnte Ihnen enorm helfen.)
- Ausgaben minimieren: Prüfen Sie, welche Ausgaben Sie reduzieren können.
- Einnahmen erhöhen: Suchen Sie nach Wegen, Ihre Einnahmen zu erhöhen, etwa durch einen Nebenjob.
- Schuldenbereinigungsplan aufstellen: Legen Sie fest, in welcher Reihenfolge Sie Ihre Schulden begleichen wollen. Zunächst sollten Sie Schulden bezahlen, die Ihnen in kurzer Zeit Probleme bereiten können, z. B. Mietschulden, offene Forderungen des Stromanbieters, ausstehende Unterhaltszahlungen oder Schulden beim Finanzamt. Können Sie die Schulden nicht auf einen Schlag begleichen, rechnen Sie aus, wie viel Geld für monatliche Ratenzahlungen zur Verfügung steht.
- Gläubiger kontaktieren: Bitten Sie Ihre Gläubiger gegebenenfalls um Ratenzahlung oder um einen Zahlungsaufschub / Stundung. Halten Sie alle Vereinbarungen schriftlich fest.
Diese Strategie hat die größten Erfolgsaussichten, wenn die Schuldensumme und die Anzahl der Gläubiger noch überschaubar sind. Halten Sie sich an die getroffenen Vereinbarungen, bestehen gute Chancen, innerhalb einer absehbaren Zeit schuldenfrei zu werden.
Info: Umschuldung
Bestehen Ihre Schulden hauptsächlich aus teuren Ratenkrediten und dem überzogenen Dispo, können Sie durch die Umschuldung auf einen einzelnen günstigen Privatkredit Zinsen sparen. Ein günstiger Kredit setzt allerdings eine gute Bonität voraus.
2. Schuldenvergleich
Wachsen Ihnen Ihre Schulden über den Kopf, sollten Sie sich an eine professionelle Schuldnerberatung wenden. Zur Wahl stehen unter anderem kommunale und gemeinnützige Beratungsstellen, beispielsweise von Caritas und Diakonie.
Außerdem können Sie sich von einem Fachanwalt beraten lassen. Die anwaltliche Schuldnerberatung ist zwar nicht kostenlos, dafür erhalten Sie aber oft kurzfristig einen Termin.
Unsere erfahrenen Schuldnerberater helfen Ihnen, einen Überblick über Ihre Finanzen zu gewinnen. Im nächsten Schritt stellen sie einen individuellen Schuldenbereinigungsplan auf und strengen einen außergerichtlichen Schuldenvergleich an.
Sie kontaktieren Ihre Gläubiger und bieten die Zahlung einer Teilsumme an. Abhängig von Ihrer finanziellen Situation können Sie die Teilzahlung auf einmal oder in Raten leisten.
Die Erfolgsaussichten stehen für private Schuldner recht gut: Viele Gläubiger lassen sich auf einen außergerichtlichen Vergleich ein, da sie im Fall einer Privatinsolvenz weniger Geld erhalten oder leer ausgehen würden.
Nach erfolgreichen Vergleichsverhandlungen müssen Schuldner oft nur noch 70 bis 80 Prozent der ursprünglichen Forderungen zurückzahlen. Ein vollständiger Schuldenerlass ist dagegen nur in sehr seltenen Fällen möglich.
Ein weiterer Vorteil: Ein Schuldenvergleich nimmt relativ wenig Zeit in Anspruch. Die Vergleichsverhandlungen dauern im Schnitt sechs bis zwölf Wochen. Sobald Sie die Schulden gemäß Vereinbarung abbezahlt haben, sind Sie schuldenfrei.
3. Privatinsolvenz
Scheitert der außergerichtliche Schuldenvergleich, steht der Weg in die Privatinsolvenz (Verbraucherinsolvenz) offen – mit Restschuldbefreiung nach drei Jahren. Ihr Einkommen steht während des Insolvenzverfahrens unter der Verwaltung des gerichtlich bestellten Treuhänders. Zum Leben bleibt Ihnen der pfändungsfreie Betrag gemäß Pfändungstabelle.
Laut Informationen des Statistischen Bundesamtes erhalten rund 85 Prozent aller natürlichen Schuldner die Restschuldbefreiung. Sie haben also gute Chancen, nach dem Insolvenzverfahren schuldenfrei neu durchzustarten.
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Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.