Dauerhaft im Dispo!?

Dauerhaft im Dispo!?

Rund die Hälfte aller deutschen Verbraucher nimmt regelmäßig den Dispokredit ihres Girokontos in Anspruch. Damit können sie kurzfristig über mehr Geld verfügen. Befindet sich das Konto allerdings dauerhaft im Dispo, wird es teuer. Die Bank ruft für den flexiblen Kredit nämlich hohe Zinsen auf.

Hier erfahren Sie, wie der Dispo funktioniert und wie Sie Ihr Konto wieder aus dem Minus holen.

Das Wichtigste – kurz & knapp

  • Der Dispokredit erlaubt es, mehr Geld auszugeben, als sich tatsächlich auf dem Konto befindet.
  • Für die erlaubte Kontenüberziehung fallen hohe Zinsen an.
  • Befinden Sie sich dauerhaft im Dispo, gibt es verschiedene Wege aus der Schuldenfalle, vom Nebenjob bis hin zur Umschuldung durch einen Ratenkredit.
  • Professionelle Schuldnerberater unterstützen Sie bei der Entschuldung.

So funktioniert der Dispokredit

Der Dispositionskredit, kurz Dispo oder Dispokredit, ist ein Überziehungskredit für das Girokonto. Banken räumen ihren Kunden damit die Möglichkeit ein, mehr Geld abzuheben, als sich gerade auf dem Konto befindet.

Die Voraussetzungen für einen Dispokredit:

  • Sie sind volljährig und haben einen festen Wohnsitz in Deutschland.
  • Sie verfügen über ein Girokonto bei einer deutschen Bank.
  • Auf das Konto gehen regelmäßig Zahlungen ein, zum Beispiel Gehalt, Rente oder Unterhalt.
  • Sie haben keine negativen Schufa-Einträge.

Die Höhe des Dispos wird von der Bank festgelegt und richtet sich für gewöhnlich nach dem Einkommen sowie Ihrer Bonität.

Info: Zusatzgebühren sind beim Dispo unzulässig
Während für den Dispo hohe Zinsen anfallen, sind weitere Bearbeitungsgebühren, Pauschalen und Zuschläge unzulässig. Das hat der Bundesgerichtshof in einem Urteil vom 25. Oktober 2016 beschlossen. Pauschale Kosten für eine geduldete Kontoüberziehung sind demnach unwirksam. Das lässt sich auch auf den einfachen Dispokredit übertragen.

Die Vorteile des Dispos

Der Dispo steht schnell und unkompliziert zur Verfügung. Sie müssen keinen Kreditantrag stellen, sondern lediglich einmalig den Dispo-Rahmen einrichten lassen. Anschließend können Sie frei über den Kredit verfügen, bis dieser Rahmen ausgeschöpft ist.

Dabei ist der Dispo an keinen Verwendungszweck gebunden, Sie können das Geld also ausgeben, wofür Sie möchten. Sicherheiten müssen Sie ebenfalls nicht vorlegen. Für die Rückzahlung sind keine festen Fristen und Raten einzuhalten. Der Dispo wird einfach mit den nächsten Einzahlungen wieder ausgeglichen.

Nachteile und Risiken des Dispositionskredits

Die Flexibilität des Dispokredits hat ihren Preis, nämlich höhere Zinsen als bei anderen Kreditformen. Der Zeitschrift „Finanztest“ zufolge liegen die durchschnittlichen Dispozinsen im Oktober 2023 bei 12 Prozent im Jahr. Im Mai 2022 betrug der durchschnittliche Jahreszinssatz noch 9,43 Prozent.

Berechnet werden die Dispozinsen tageweise. Basis für die Berechnung bilden der Betrag, um den Sie Ihr Konto überziehen, die Überziehungsdauer und der aktuelle Zinssatz.

BEISPIEL: Gegen Ende des Monats geht Ihre Waschmaschine kaputt und Sie nehmen den Dispo für eine Neuanschaffung in Anspruch. Ihr Konto überziehen Sie dabei um 400 Euro, der Zinssatz liegt bei 11,5 Prozent. Nach sieben Tagen gleichen Sie Ihr Konto wieder aus. Die Zinsen für den Dispo berechnen sich nun nach folgender Formel: 400 Euro x 0,115 x 7 / 360 = 0,89 Euro.

Ein weiteres Risiko: Die Banken können die Sollzinsen kurzfristig verändern. Der Dispo birgt zudem die Gefahr, dass Ihr Konto ins Minus rutscht, ohne dass Sie es bemerken. Sinken Ihre Einnahmen oder können Sie Ihr Konto nicht ausgleichen, dürfen die Banken das gewährte Kreditlimit kürzen – oder den Dispokredit gleich ganz kündigen.

Dauerhaft im Dispo – so kommen Sie aus den roten Zahlen

Der Dispo ist hilfreich, um kurzfristige Zahlungsengpässe zu überbrücken. Sofern Sie nur kleine Summen in Anspruch nehmen und das Minus schnell wieder ausgleichen, stellt das kein großes Risiko dar. Befindet sich Ihr Konto dauerhaft im Dispo, ist das jedoch oft den ersten Schritt in die Schuldenfalle.

Mit den folgenden Tipps können Sie der Dispofalle entkommen:

Finanzplan

Zunächst einmal sollten Sie herausfinden, welche Ausgaben Ihr Konto ständig ins Minus treiben. Stellen Sie zu diesem Zweck einen Finanzplan auf, in dem Sie alle Einnahmen und Ausgaben notieren. Auf diesem Wege ermitteln Sie auch, welche Ausgaben Sie im Alltag einsparen können.

Ungenutzte Dinge verkaufen

Ist der Rückstand auf Ihrem Konto gering, reicht es vielleicht schon aus, wenn Sie sich von einigen ungenutzten Dingen aus Ihrem Haushalt trennen. Misten Sie aus und verkaufen Sie nicht mehr benötigte Haushaltsgeräte, Kleidung und Kinderspielsachen online oder auf dem Flohmarkt.

Nebenjob suchen

Bei einem größeren Zahlungsrückstand und regelmäßig hohen Ausgaben können Sie erwägen, Ihr Gehalt durch einen Nebenjob aufzubessern.

Umschuldung durch Ratenkredit

Befindet sich das Konto schon länger im Minus, kann die Umschuldung durch einen Ratenkredit mit günstigeren Zinsen Abhilfe schaffen. Überlegen Sie jedoch genau, wie hoch die Kreditsumme sein muss und wie hoch die monatlichen Raten maximal sein dürfen, damit Sie diese komfortabel zurückzahlen können.

Hilfe von Experten

Bei längerfristig bestehenden Schulden nehmen Sie am besten die Hilfe von Experten wie staatlich anerkannten Schuldnerberatungsstellen in Anspruch. Wir unterstützen Sie bei Ihrem Weg aus dem Dispo ggf. mit einem Schuldenvergleich. Bei Bedarf begleiten wir Sie auch durch die Privatinsolvenz.

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Schuldnerberatung Schulz: Oliver Schulz (Rechtsanwalt / Fachanwalt für Insolvenzrecht)
Oliver Schulz

Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.

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