Die Bedeutung einer Stundung

Stundung: Bedeutung im Zivilrecht & Steuerrecht

Wenn Sie eine offene Rechnung nicht zum vorgesehenen Termin bezahlen, können Sie um eine Stundung bitten. Stimmt der Gläubiger zu, wird die Fälligkeit auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Was ist eine Stundung? Und was müssen Sie beachten? Antworten auf diese und andere Fragen lesen Sie in unserem Artikel.

Zivilrechtliche Bedeutung

Der Begriff Stundung leitet sich von der Stunde ab und stammt aus dem Kreditwesen. Etwas zu stunden bedeutet, eine Laufzeit zu verlängern oder eine Zahlungsfrist aufzuschieben. Rechtliche Grundlage bildet das Bundesgesetzbuch (BGB). Dort ist auch festgelegt, dass eine Stundung die Verjährung der Schulden hemmt (§ 205 BGB).

Beispiel

Sie können die Jahresabrechnung Ihres Stromanbieters nicht zum festgelegten Datum zahlen. Statt um eine Ratenzahlung bitten Sie Ihren Stromanbieter per schriftlichem Antrag, die Zahlung bis zum nächsten Gehaltseingang aufschieben zu dürfen. Stimmt das Unternehmen zu, zahlen Sie die fällige Summe zum neu vereinbarten Datum auf einen Schlag.

Die Folgen

Sie geraten nicht in Zahlungsverzug. Mahnungen und Zwangsvollstreckungsmaßnahmen setzt der Gläubiger für gewöhnlich aus. Zinsen, zum Beispiel für Kredite, fallen allerdings weiterhin an. Außerdem dürfen Gläubiger Stundungszinsen berechnen.

ACHTUNG: Gläubiger müssen dem Stundungsantrag nicht zustimmen, da es sich bei einer Stundung um ein freiwilliges Entgegenkommen handelt! Eine glaubhafte Begründung erhöht Ihre Chancen.

Steuerrechtliche Bedeutung

Maßgeblich für die Stundung im Steuerrecht ist § 222 der Abgabenordnung (AO). Das Finanzamt kann fällige Steuern auf Antrag stunden, wenn die Zahlung mit einer erheblichen Härte für den Steuerzahler einhergeht.

Eine erhebliche Härte liegt vor, wenn …

  • beispielsweise durch schwere Krankheit oder Arbeitslosigkeit weniger Einkommen zur Verfügung steht,
  • eine Steuerzahlung Sie in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten bringen würde und
  • Ihre Verhältnisse ungünstiger sind als die anderer Steuerpflichtiger.

Alle drei Voraussetzungen müssen eindeutig und zweifelsfrei nachgewiesen werden. Für die Stundung berechnet das Finanzamt 6 Prozent Stundungszinsen im Jahr.

FAQ Stundung

Was ist ein Stundungsantrag?

Mit dem Stundungsantrag bitten Sie Gläubiger um Zahlungsaufschub. Aus Beweisgründen sollte der Antrag in Schriftform erfolgen.

Ist eine Ratenzahlung eine Stundung?

Nein, eine Ratenzahlungsvereinbarung stellt vielmehr eine Alternative zur Stundung dar.

Was versteht man unter Stundung?

Eine Stundung ist ein Zahlungsaufschub, den Schuldner und Gläubiger miteinander vereinbaren.

Wann ist eine Stundung möglich?

Eine Stundung bedarf immer der Zustimmung des Gläubigers. Es empfiehlt sich daher, den Wunsch nach einem Zahlungsaufschub gut zu begründen. Sinnvoll ist die Stundung nur, wenn die ausstehende Summe zum vereinbarten Termin beglichen werden kann.

Wie läuft eine Stundung ab?

Der Schuldner stellt den Stundungsantrag und schlägt in der Regel ein neues Zahlungsziel vor. Stimmt der Gläubiger zu, kommt es zur Zahlpause. Zum Ablauf der Stundung zahlt der Schuldner den ausstehenden Betrag inklusive Stundungszinsen auf einen Schlag.

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Schuldnerberatung Schulz: Oliver Schulz (Rechtsanwalt / Fachanwalt für Insolvenzrecht)
Oliver Schulz

Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.

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