Wachsen Ihnen die Schulden über den Kopf, sollten Sie umgehend einen Überblick über Ihre Finanzen bekommen. Dabei hilft die sogenannte Schuldenanalyse. Stellen Sie Soll und Haben gegenüber und finden Sie heraus, wie viel Geld für die Schuldensanierung zur Verfügung steht.
Hier erfahren Sie, wie Sie dabei am besten vorgehen.
Raus aus der Schuldenfalle mit einer Schuldenanalyse
Rund 5,65 Millionen deutsche Haushalte gelten im Jahr 2023 als überschuldet. Sie können ihre Schulden nicht mehr aus eigener Kraft zurückzahlen. Zu diesem Ergebnis kommt der SchuldnerAtlas 2023 Die häufigste Ursache für eine Überschuldung ist Arbeitslosigkeit.
Sehr viele Schuldner geraten jedoch aufgrund einer unwirtschaftlichen Haushaltsführung in die Schuldenspirale. Für diesen Personenkreis ist es existenziell wichtig, die finanzielle Situation zu analysieren.
Laufen gleich mehrere Kredit- und Leasingverträge, gerät schnell aus dem Blick, wie viel Geld für die Tilgung aller monatlichen Ausgaben benötigt wird.
Die Schuldenanalyse hilft Ihnen dabei, wieder den Überblick zu gewinnen. Das Ziel ist es, herauszufinden, wie viel Geld Ihnen für die Schuldentilgung zur Verfügung steht.
Vermögensaufstellung
Die Schuldenanalyse beginnt mit einer Vermögensaufstellung. Ordnen Sie dafür zunächst Ihre Unterlagen. Kramen Sie alle relevanten Verträge und Dokumente hervor, mit denen Sie Ihr Hab und Gut berechnen können.
Zum Vermögen zählen u.a.
- finanzielle Rücklagen auf Girokonten, Tagesgeld-, Festgeld- und Sparkonten
- Sparbriefe, Aktien und andere Wertpapiere
- Lebensversicherungen
- Immobilien
Kommt hier eine ordentliche Summe zusammen, können Sie ein wenig aufatmen. Denn mit einem Vermögen haben Sie Spielraum für eventuelle Verhandlungen mit Ihren Gläubigern.
Schuldensumme ermitteln
In vielen Fällen ist kaum oder kein Vermögen mehr vorhanden. Auch dann sollten Sie nicht verzagen und versuchen, die Gesamtsumme Ihrer Verbindlichkeiten und die dazugehörigen Gläubiger herausfinden.
Hier geht es vor allem darum, die jeweilige Restschuld ans Tageslicht zu bringen. Wenn Sie einen Kredit über 5.000,- Euro aufgenommen haben und schon einige Ratenzahlungen getätigt haben, listen Sie die Summe auf, die noch zu begleichen ist.
Gerade wenn Sie bereits länger mit dem Thema Schulden kämpfen, kann das ein schmerzhafter Prozess sein. Wer zeitnah schuldenfrei sein möchte, kommt um diese Aufgabe jedoch nicht herum.
Gegenüberstellung Einnahmen und Ausgaben
Im nächsten Schritt ermitteln Sie, wie viel Geld für die monatliche Schuldentilgung zur Verfügung steht. Dafür stellen Sie Einnahmen und Ausgaben gegenüber.
Auf der Einnahmenseite verzeichnen Sie:
- Arbeitseinkommen
- Arbeitslosengeld, Wohngeld, Kindergeld und andere staatliche Zuschüsse
- weitere Einnahmen, etwa aus selbständiger Arbeit
Auf der Ausgabenseite stehen:
- laufende Ausgaben wie Miete, Strom, Telekommunikation und Transport
- Krankenkasse und Versicherungen
- Ausgaben für Lebensmittel, Kosmetik, Haushalt, etc.
- Ausgaben für Hobbys und Vereine
- Abos und Streaming-Dienste
- Ratenzahlungen für alle derzeit laufenden Darlehen
Schuldenbereinigung
Die Auflistung von Einnahmen und Ausgaben zeigt Ihnen, wie viel Geld Sie im Monat zur freien Verfügung haben. Steht am Ende ein Plus oder ist ausreichend Vermögen vorhanden, können Sie dieses Geld zur Schuldentilgung nutzen.
Je nach finanzieller Lage können Sie Ihren Gläubigern anbieten, Ihre Schulden in Raten abzubezahlen. Eventuell akzeptieren Ihre Gläubiger auch eine Einmalzahlung. Diese ist i.d.R. (etwas) geringer als die tatsächliche Schuldensumme. Doch bevor Gläubiger bei einer Insolvenz eventuell überhaupt kein Geld zurückbekommen, akzeptieren viele einen außergerichtlichen Vergleich.
Ein Problem ergibt sich, wenn die laufenden Ausgaben höher sind als die regelmäßigen Einnahmen und sich das Minus auch nicht aus dem Vermögen heraus ausgleichen lässt.
In diesem Fall sollten Sie versuchen, Kosten zu reduzieren. Prüfen Sie, welche Versicherungen Sie nicht mehr benötigen, ob Sie wirklich alle Vereinsmitgliedschaften nutzen oder ob sich vielleicht ein günstigerer Stromanbieter finden lässt.
Haushaltsbuch führen: Damit Sie Ihre Finanzen auch langfristig im Blick behalten, sollten Sie ein Haushaltsbuch führen. Dort verzeichnen Sie alle Einnahmen und Ausgaben auf den Cent genau – von der Miete bis hin zum Kaffee to go vom Bäcker. Das ist mühsam, hilft Ihnen aber dabei, Ausgaben in Zukunft bewusster zu tätigen.
Schuldenanalyse mit professioneller Hilfe
Zeichnet sich ab, dass Sie Ihre Ausgaben trotz aller Einsparungen auf lange Sicht nicht bewältigen können, sollten Sie sich Unterstützung von Experten holen. Das gilt auch, wenn Ihnen der Schuldenberg so weit über den Kopf gewachsen ist, dass Sie sich eine zuverlässige Schuldenanalyse selbst nicht zutrauen.
Eine Schuldnerberatung unterstützt Sie bei der Schuldensanierung. Bei der Schuldenanalyse geht diese ganz ähnlich vor wie oben beschrieben: Zunächst fertigt der Berater eine Auflistung aller Schulden und Gläubiger an und verschafft sich einen Überblick über die finanzielle Lage. Auf dieser Basis wird der Schuldenbereinigungsplan erstellt.
Wie geht es nach der Erstberatung weiter?
Nach oder sogar noch während der telefonischen Erstberatung, die bei uns kostenlos und unverbindlich ist, zeigen Ihnen unsere erfahrenen Schuldnerberater den sinnvollsten Weg aus den Schulden.
Dafür stehen i.d.R. zwei Möglichkeiten zur Verfügung:
1. Außergerichtliche Schuldenbereinigung
Wir versuchen, eine gütliche Einigung mit Ihren Gläubigern herbeizuführen und vereinbaren eine Einmalzahlung, Ratenzahlungen oder eine Stundung. In den meisten Fällen gelingt uns das mit einer gleichzeitigen Reduzierung der Schuldensumme.
Scheitert der außergerichtliche Vergleich, bleibt der Weg in die Privatinsolvenz, die maximal drei Jahre dauert. Wir begleiten Sie auch durch das Insolvenzverfahren. Dabei befriedigt ein Insolvenzverwalter die Interessen der Gläubiger, soweit dies aus Ihrem Einkommen und Vermögen möglich ist. Ihnen bleibt der Pfändungsfreibetrag.
Kommen Sie in der Wohlverhaltensphase allen Zahlungsverpflichtungen nach, verletzen keine weiteren Obliegenheiten und machen keine neuen Schulden, können Sie nach drei Jahren die Restschuldbefreiung beantragen.
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Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.