Wenn das Geld gerade knapp ist, die Angebote in den Online-Shops aber verlockend erscheinen, entscheiden sich viele Menschen für den Kauf auf Rechnung oder eine Ratenzahlung. Zahlreiche Online-Shops arbeiten für diese Dienstleistung mit dem schwedischen Unternehmen Klarna zusammen.
Das Risiko: Wer regelmäßig auf Rechnung oder Raten kauft, kann schnell den Überblick über seine Ausgaben verlieren und rutscht ggf. sogar in die Schuldenfalle.
Wir zeigen Ihnen, wie Sie Klarna-Schulden loswerden!
Das Wichtigste – kurz & knapp
- Der schwedische Dienstleister Klarna bietet die Möglichkeit, Online-Einkäufe per Rechnung oder auf Raten zu bezahlen, wofür allerdings vergleichsweise hohe Zinskosten anfallen.
- Der Rechnungs- und Ratenkauf führt vor allem junge Menschen schnell in die Schuldenfalle.
- Können Sie Klarna-Käufe nicht bezahlen, sollten Sie zunächst einen Überblick über Ihre finanzielle Situation gewinnen.
- Eine professionelle Schuldnerberatung zeigt Ihnen Wege zur Schuldensanierung auf.
So funktioniert das Klarna-System
Klarna ist ein schwedisches Unternehmen für Finanzdienstleistungen. Online-Shops, die mit dem Dienstleister zusammenarbeiten, übertragen bei Rechnungskäufen ihre Zahlungsforderung direkt an Klarna. Das schwedische Unternehmen übernimmt nun die weitere Abwicklung inklusive der Bonitätsprüfung der Kunden. Im Gegenzug zahlen Online-Shops einen kleinen Anteil des Kaufpreises als Provision an Klarna.
Das Prinzip beim Klarna-Rechnungskauf lautet „Buy now, pay later“, also „Kaufe jetzt, zahle später“. Die Zahlungsfrist beträgt in der Regel 14 oder 30 Tage. Können Kunden ihre Rechnung auch nach Ablauf der Zahlungsfrist nicht vollständig begleichen, besteht die Möglichkeit, die Klarna-App herunterzuladen und die Zahlungsfrist zu verlängern oder Ratenzahlungen zu vereinbaren.
Diese Dienstleistung lässt sich Klarna von den Kunden bezahlen: Für die Verlängerung der Zahlungsfrist um 30 Tage werden 1,19 Euro fällig, die Verlängerung um 60 Tage kostet 1,49 Euro. Der effektive Jahreszins für einen Ratenkauf mit sechs Monaten Laufzeit beträgt 12,9 Prozent – und liegt damit weit über dem durchschnittlichen effektiven Jahreszins für Ratenkredite von 8,72 Prozent (Stand: November 2023).
Schuldenfalle Klarna-Ratenkauf
Waren auf Rechnung zu kaufen oder in Raten zu bezahlen, ist nicht grundsätzlich negativ. Kaufen Sie häufig auf Rechnung oder haben mehrere Ratenzahlungen parallel laufen, besteht allerdings das Risiko, den Überblick über Ihre Ausgaben zu verlieren. Darüber hinaus verleitet die Möglichkeit der Rechnungs- und Ratenzahlung dazu, mehr zu kaufen, als man sich eigentlich leisten kann.
Insbesondere junge Menschen geraten auf diese Weise schnell in die Schuldenfalle. So trendete etwa Anfang 2023 der Hashtag #Klarnaschulden auf der Video-Plattform TikTok und erreichte fast 49 Millionen Aufrufe. Unter diesem Schlagwort präsentierten User Klarna-Schulden in teils beträchtlicher Höhe. Während einige Nutzer vor den möglichen Folgen der Verschuldung warnten, zeigten sich viele vor allem amüsiert.
Laut der Trendstudie „Jugend in Deutschland 2023“ geben 16 Prozent der 14- bis 29-Jährigen an, Schulden zu haben. Wie Psychologe Thilo Hartmann, Mitglied im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen, erklärt, wollen junge Menschen mit dem Erwerb von Statussymbolen eine gewisse Attraktivität nach außen tragen. Über den Kauf von teuren Klamotten und Technik versuchten sie, sich zugehörig zu fühlen.
Was passiert, wenn Kunden ihre Klarna-Rechnung nicht pünktlich zahlen?
Zunächst erhalten sie eine Zahlungserinnerung. Im nächsten Schritt wird eine Mahnung ausgestellt, für die Klarna eine Mahngebühr erhebt. Bleibt die Rechnung weiterhin unbezahlt, übergibt Klarna den Vorgang an ein Inkassounternehmen. Für dessen Dienste kommen weitere Gebühren auf die Kunden zu.
Info: Wirken sich Klarna-Schulden negativ auf die Schufa aus?
Wie Klarna auf seiner Website angibt, entstehen durch einen einfachen Klarna-Kauf keine negativen Einträge in der Schufa. Wer zeitnah neben einem Klarna-Ratenkauf weitere Ratenkredite abschließt, riskiert allerdings dennoch, seinen Schufa-Score und damit seine Bonität zu verschlechtern. Wird die Klarna-Rechnung nicht gezahlt, droht außerdem ein Negativ-Eintrag.
Klarna-Schulden loswerden – 5 Tipps
Haben Sie Klarna-Schulden angehäuft, helfen die folgenden Tipps:
- Überblick verschaffen: Zunächst sollten Sie wieder einen Überblick über Ihre finanzielle Situation gewinnen. Listen Sie dafür alle offenen Forderungen auf und ermitteln Sie, welchen Betrag Sie insgesamt noch zu bezahlen haben. Führen Sie zudem ein Haushaltsbuch, in dem Sie akribisch alle Einnahmen und Ausgaben notieren.
- Unnötige Ausgaben streichen: Prüfen Sie, welche unnötigen Ausgaben Sie vermeiden können, und verwenden Sie das eingesparte Geld zur Zahlung Ihrer Schulden.
- Weitere Ratenkäufe vermeiden: Um nicht noch tiefer in die Schuldenfalle zu rutschen, sollten Sie auf alle nicht dringend nötigen Anschaffungen verzichten. Insbesondere Ratenkäufe sind nun tabu.
- Geld hinzuverdienen: Eventuell finden Sie eine Möglichkeit, etwas Geld für den Schuldenabbau hinzuzuverdienen, etwa über einen Nebenjob.
- Umschuldung: Haben Sie lediglich Schulden aus verschiedenen Klarna-Käufen, kann sich eine Umschuldung auf einen günstigeren Ratenkredit lohnen. Auf diese Weise sparen Sie Zinskosten. Durch das Zusammenfassen mehrerer Teilzahlungen zu einem Kredit erhalten Sie zudem einen besseren Überblick über Ihre Ausgaben.
Klarna-Schulden … nur ein Geldproblem von vielen?
Bei generellen und langwierigen Zahlungsschwierigkeiten empfiehlt es sich zudem, möglichst frühzeitig eine Schuldnerberatung aufzusuchen.
Unsere professionellen Schuldnerberater sind auch mit neuen Schuldenphänomenen vertraut, etwa Klarna-Schulden und Schulden, die durch Paypal-Ratenzahlungen entstanden sind.
Wir arbeiten eng mit Ihnen zusammen und finden eine geeignete Strategie für die Schuldensanierung. Einen Schuldenvergleich zu erzielen ist häufig der beste Weg. Bei einem Scheitern kann eine Privatinsolvenz dabei helfen schuldenfrei zu werden.
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Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.