Eine Kontopfändung geht mit finanziellen Einschränkungen einher. Nach der Einrichtung eines P-Kontos steht Ihnen zwar ein gewisser pfändungsfreier Betrag zur Verfügung, dennoch versuchen manche Schuldner, die Beschränkungen zu umgehen.
Der Versuch, das P-Konto auszutricksen, kann allerdings schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen und zum Verlust des Pfändungsschutzes führen.
Das Wichtigste – kurz & knapp
- Eine Kontopfändung bedeutet finanzielle Einschränkungen. Da kann die Versuchung aufkommen, diese Einschränkungen zu umgehen und das P-Konto auszutricksen.
- Manipulationsversuche können allerdings schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, vom Verlust des Pfändungsschutzes bis hin zur strafrechtlichen Verfolgung.
- Es bestehen mehrere legale Optionen, den Pfändungsfreibetrag zu erhöhen und sich so mehr Geld zum Leben zu sichern.
P-Konto Tricks – ein hohes Risiko
Mit einem P-Konto steht Ihnen der Pfändungsfreibetrag zur Deckung Ihrer Lebenshaltungskosten zur Verfügung. Haben Sie zuvor mehr verdient, fällt es oft schwer, mit den finanziellen Einschränkungen umzugehen.
Um Missbrauch vorzubeugen, hat der Gesetzgeber festgelegt, dass jede Person nur ein P-Konto führen darf.
Manche Schuldner versuchen allerdings, das P-Konto auf andere Weise auszutricksen:
- Sie verschieben Geld auf ein schufafreies Zweitkonto und hoffen, dass dieses nicht von den Gläubigern entdeckt wird.
- Sie lassen sich ihr Gehalt in bar auszahlen.
- Sie nutzen Bargeld anstelle von Kartenzahlungen und Ãœberweisungen.
Im Falle einer Kontopfändung mehr Bargeldtransaktionen zu nutzen, ist natürlich nicht gleich illegal. Wer allerdings versucht, Vermögen vor seinen Gläubigern zu verstecken, indem er etwa Bargeld beiseiteschafft oder mehrere Konten eröffnet, riskiert schwerwiegende Konsequenzen.
Diese Konsequenzen drohen
Wird der Manipulationsversuch entdeckt, drohen folgende Maßnahmen:
- Verlust des Pfändungsschutzes: Bei Manipulationsversuchen können die Bank oder das Vollstreckungsgericht den Pfändungsschutz, den das P-Konto bietet, komplett verwehren.
- Strafrechtliche Verfolgung: Einige Handlungen können als Betrug oder als Versuch der vorsätzlichen Benachteiligung von Gläubigern gewertet und strafrechtlich verfolgt werden.
- Verschärfung der Schuldenprobleme: Versuche, das P-Konto auszutricksen, können die finanzielle Situation langfristig verschlechtern, indem sie etwa Zinsen, Gebühren oder Bußgelder nach sich ziehen.
- Schlechtere Bonität: Versuche, das P-Konto zu umgehen, können die Kreditwürdigkeit negativ beeinträchtigen, was es nach Ablauf der Pfändung schwieriger macht, neue Kredite aufzunehmen oder Käufe auf Rechnung zu tätigen.
Manche Schuldner versuchen auch, ihre Arbeitsstunden zu reduzieren und das Einkommen an den Freibetrag anzupassen, damit weniger Einkommen zur Pfändung zur Verfügung steht.
Davon ist ebenfalls abzuraten, da sich die Kontopfändung auf diese Weise nur länger hinzieht.
Legale Möglichkeiten des Pfändungsschutzes ausnutzen
Mit dem Pfändungsschutzkonto bietet der deutsche Gesetzgeber Schuldnern eine international recht einzigartige Möglichkeit, trotz Kontopfändung ihr Existenzminimum zu decken.
Diese Form des Pfändungsschutzes ist noch recht jung: Der Rechtsanspruch auf ein P-Konto besteht erst seit dem 1. Juli 2010.
Neben dem Grundfreibetrag sichert das P-Konto Ihnen auch einige Erhöhungsbeträge. So steht Ihnen zum Beispiel für jede Person, gegenüber der Sie unterhaltspflichtig sind, ein Mehrbetrag zur Verfügung. Weisen Sie zusätzliche Bedürfnisse oder Verpflichtungen nach, etwa den Bezug von Sozialleistungen oder Kindergeld, lassen sich diese Geldleistungen ebenfalls vor Pfändung schützen.
Reicht der so gesicherte Betrag immer noch nicht aus, um Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, können Sie beim zuständigen Vollstreckungsgericht bzw. bei der vollstreckenden Behörde einen Antrag auf individuelle Festsetzung des Freibetrags stellen. Das ist zum Beispiel bei einer Doppelpfändung von Arbeitslohn und Konto sinnvoll.
Anstatt zu versuchen, die Einschränkungen des P-Kontos zu umgehen und damit den gesamten Pfändungsschutz zu gefährden, nutzen Sie also lieber alle legalen Optionen, um Ihren Pfändungsfreibetrag zu erhöhen.
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Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.