Überziehungszinsen - darum können sie für Schuldner gefährlich sein

Überziehungszinsen – darum können sie für Schuldner gefährlich sein

Wer kurzfristig mehr Geld benötigt als auf dem Girokonto verfügbar ist, kann seinen Dispo in Anspruch nehmen. Ist der Dispo ebenfalls ausgeschöpft, gilt das Konto als überzogen. Sobald das Konto im Minus steht, fallen hohe Überziehungszinsen an. Gerade für Menschen, die ohnehin schon Zahlungsschwierigkeiten haben, können Überziehungszinsen ein großes Risiko darstellen.

Was sind Überziehungszinsen und warum sind sie so teuer?

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Dispo- und Überziehungszinsen meist synonym verwendet. Tatsächlich gibt es aber einen Unterschied: Dispozinsen fallen an, wenn Sie den von Ihrer Bank gewährten Dispositionskredit in Anspruch nehmen. Diese „eingeräumte Kontoüberziehung“ ermöglicht es, kurzfristige finanzielle Engpässe zu überbrücken, ohne einen Kreditantrag stellen zu müssen. Einige Banken erlauben es, das Girokonto auch über den Dispo hinaus zu überziehen. Dafür sind dann Überziehungszinsen zu zahlen.

Der durchschnittliche Dispozinssatz liegt bereits bei neun Prozent. Viele Geldinstitute haben Ihre Überziehungszinsen an den Dispozins angeglichen, andere berechnen jedoch bis zu fünf Prozent mehr. Banken begründen die teuren Überziehungszinsen mit einem hohen Verwaltungsaufwand. Gleichzeitig soll der hohe Zinssatz als „erzieherische Maßnahme“ wirken, damit Verbraucher ihr Konto gar nicht oder nur über einen kurzen Zeitraum hinweg ins Minus rutschen lassen.

Nicht jedes Konto darf überzogen werden! Banken sind nicht verpflichtet, eine Kontoüberziehung zu dulden. Bei Kunden mit regelmäßigen Geldeingängen wird dies normalerweise gestattet. Bis zu welcher Höhe und über welchen Zeitraum eine Überziehung erlaubt ist, lässt sich der Leistungsbeschreibung entnehmen. Wer nur unregelmäßige oder geringe Einnahmen erzielt, darf sein Konto oft gar nicht überziehen. Banken behalten sich in diesen Fällen vor, Lastschriften zurückzubuchen oder das Konto zu sperren.

Dispo nur in Ausnahmefällen beanspruchen

Finanzielle Engpässe mit dem Dispo auszugleichen, erscheint einfach und unkompliziert. Aufgrund der hohen Dispozinsen sollten Sie diese Möglichkeit jedoch nur in Ausnahmefällen in Anspruch nehmen, etwa wenn plötzlich Ihr Gehalt einige Tage länger auf sich warten lässt oder unvorhergesehene Kosten anfallen. Bemühen Sie sich in jedem Fall darum, das entstandene Minus so schnell wie möglich wieder auszugleichen.

Überziehungszinsen treiben die Schuldenspirale voran

Überziehen Sie Ihr Konto einmal, haben ansonsten aber einen guten Überblick über Ihre finanziellen Verhältnisse, stellt dies kein großes Problem dar. Anders sieht es allerdings aus, wenn Sie ohnehin schon in Zahlungsschwierigkeiten stecken. Hohe Überziehungszinsen führen dazu, dass die Schuldenlast immer größere Ausmaße annimmt. Sind gleich mehrere Ausstände zu decken, fällt es schwer, das Konto wieder ins Plus zu bringen.

Befindet sich das Konto ständig im Minus, ist das für Schuldner ein großes Risiko. Nicht nur wächst der Schuldenberg beständig weiter, es besteht auch die Gefahr, den von der Bank gestattete Überziehungsrahmen auszureizen. Ist dies der Fall, werden Lastschriften nicht mehr ausgeführt. Das Bezahlen weiterer Rechnungen ist dann über das Konto nicht möglich. Dadurch fallen Rücklastschriftgebühren und eventuell Mahngebühren an. Das Leben im Minus kann also schnell sehr teuer werden.

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Tipps: So vermeiden Sie Überziehungszinsen

Wie können Sie teure Überziehungszinsen vermeiden? Hier finden Sie einige Tipps:

  • Dispo-Limit und Überziehungslimit einschränken: Die meisten Banken bieten Ihnen die Möglichkeit, ein individuelles Limit für die Kontoüberziehung festzulegen. So kommen Sie gar nicht erst in Versuchung, Ihr Konto weiter zu überziehen.
  • Ausgaben im Blick behalten: Überziehen Sie Ihr Konto regelmäßig, sollten Sie Ihre Ausgaben kritisch überprüfen. Führen Sie ein Haushaltsbuch, um unnötige Kosten aufzudecken.
  • Finanzielle Reserven aufbauen: Legen Sie ein Tagesgeldkonto oder ein Sparbuch mit einer finanziellen Reserve an. Verbraucherschützer empfehlen, etwa drei Nettomonatsgehälter als Rücklage anzusparen.
  • Kreditangebote vergleichen: Wissen Sie bereits, dass höhere Ausgaben auf Sie zukommen? Dann vergleichen Sie Angebote für Ratenkredite. Die Zinsen für einen Ratenkredit sind wesentlich günstiger als für den Dispo.
  • Zu einer günstigeren Bank wechseln: Möchten Sie die Überziehungszinsen wenigstens reduzieren, können Sie zu einer anderen Bank wechseln. Einige Direktbanken bieten Überziehungszinsen von rund vier Prozent. Prüfen Sie vor der Kontoeröffnung allerdings auch die Höhe der Kontoführungsgebühren und die Verfügbarkeit von Geldautomaten.

Befindet sich Ihr Konto längerfristig im Minus, sollten Sie die Hilfe einer professionellen Schuldnerberatung in Anspruch nehmen. Die Experten prüfen mit Ihnen gemeinsam Ihre finanziellen Verhältnisse, entdecken Sparpotenziale und unterstützen Sie bei der Schuldensanierung. Sie nehmen zum Beispiel Kontakt zu Ihren Gläubigern auf und bemühen sich um einen außergerichtlichen Vergleich. Sollte dieser Versuch scheitern, begleiten die Schuldnerberater Sie durch die Privatinsolvenz.

FAQ Überziehungszinsen

Wie hoch sind die Zinsen für einen Dispokredit?

Die durchschnittlichen Zinsen für einen Dispokredit liegen bei 9 Prozent. Manche Banken berechnen jedoch auch mehr. Bei einigen wenigen Geldinstituten ist ein zinsfreier Dispokredit zu bekommen. Gewährt wird dieser jedoch nur ab einem gewissen Gehaltseingang pro Monat, in der Regel fallen zudem Kontoführungsgebühren an.

Wie berechnet man Überziehungszinsen?

Die Höhe von Dispo- und Überziehungszinsen wird mit der gleichen Formel berechnet: Saldo (Überziehungssumme) x Zinssatz x Anzahl der Tage / (Tage im Jahr x 100). Befindet sich das Konto für 30 Tage um 1.000 Euro im Minus und der Überziehungszinssatz liegt bei 9 Prozent, berechnen sich die Zinsen also wie folgt: 1.000 x 9 x 30 / (365 x 100) = 7,40 Euro.

Werden Überziehungszinsen pro Tag berechnet?

Ja, sowohl Dispo- als auch Überziehungszinsen werden tagesaktuell berechnet. Grund ist, dass sich der Kontostand durch Abbuchungen oder Einzahlungen täglich ändern kann.

Was ist der Unterschied zwischen Dispozins und Überziehungszins?

Der Dispozins fällt für den sogenannten Dispositionskredit, kurz Dispo, an. Dabei handelt es sich um einen von der Bank eingeräumten Kreditrahmen. Überziehungszinsen berechnet die Bank, wenn das Konto über diesen Rahmen hinaus überzogen wird.

Wann fallen Überziehungszinsen an?

Überziehungszinsen sind zu zahlen, sobald der Dispo ausgereizt ist. Bei Konten ohne Dispo werden Überziehungszinsen berechnet, sobald das Konto ins Minus gerät.

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Schuldnerberatung Schulz: Oliver Schulz (Rechtsanwalt / Fachanwalt für Insolvenzrecht)
Oliver Schulz

Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.

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