Menschen mit Sehschwäche wissen es aus leidiger Erfahrung: Eine neue Brille kann ganz schön ins Geld gehen. Was, wenn man sich die Anschaffung nicht leisten kann?
Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten Sie haben, wenn Ihnen das Geld für eine neue Sehhilfe fehlt.
Das Wichtigste – kurz & knapp
- Krankenkassen beteiligen sich nur unter gewissen Voraussetzungen an den Kosten für eine Brille.
- Ratenzahlungen und Kredite für den Brillenkauf kommen für bereits verschuldete Menschen eher nicht infrage. Versuchen Sie lieber, Geld hinzuzuverdienen.
- Bei langfristigen finanziellen Problemen hilft eine Schuldnerberatung weiter.
Brillengläser: Wann beteiligen sich die Krankenkassen?
Bei starker Sehschwäche oder mit Zusatzleistungen wie entspiegelten Gläsern und Polarisationsfilter können Brillengläser schnell mehrere Hundert Euro kosten. Gleitsichtbrillen sind meistens noch teurer. Die Krankenkassen beteiligen sich aber nur in drei Fällen an den Kosten für die Sehhilfe:
- Kurz- oder Weitsichtigkeit von mehr als 6 Dioptrien.
- Hornhautverkrümmung ab 4 Dioptrien.
- Die maximale Sehschärfe liegt auch mit Sehhilfe unter 30 Prozent.
Die Kostenbeteiligung pro Glas beträgt je nach Krankenkasse und Brille zwischen 16 Euro für eine Einstärkenbrille und bis zu 190 Euro für eine Gleitsichtbrille.
Info: Bürgergeld – zahlt das Jobcenter die Brille?
Grundsätzlich gehören Brillen nicht zu den Leistungen, die übernommen werden. Bezieher von Bürgergeld können jedoch eine finanzielle Unterstützung beim Sozialamt beantragen. Voraussetzung ist, dass die Brille nachweislich der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben dient. Weiterhin muss eine Behinderung vorliegen, damit das Sozialamt die Kostenübernahme nach Sozialgesetzbuch XII (SGB XII) bewilligt.
Kein Geld für eine neue Brille? Das sind Ihre Möglichkeiten
Können Sie sich trotz Krankenkassenzuschuss keine neue Brille leisten, könnten folgende Wege in Betracht kommen:
- Ratenzahlung: Viele Optiker bieten die Möglichkeit, die Brille in Raten zu zahlen. Zuvor erfolgt eine Bonitätsprüfung. Bei negativen Schufa-Einträgen wird der Antrag auf Ratenzahlung für gewöhnlich abgelehnt. Auch bei positiver Bonitätsauskunft sollten Sie sich gut überlegen, ob Sie sich die monatlichen Ratenzahlungen leisten können.
- Minikredit: Über diverse Online-Anbieter lassen sich seriöse Minikredite über Kleinbeträge von unter 1.000 Euro finden. Auch diese Option setzt eine gute Bonität voraus und eignet sich nur, wenn Sie die Kreditraten zuverlässig zurückzahlen können.
- Verkauf von Wertgegenständen: Fehlt Ihnen das Geld für eine neue Brille, können Sie versuchen, nicht mehr benötige Wertgegenstände wie Schmuck oder Technikgeräte zu verkaufen.
- Pfandkredit: Der Pfandkredit stellt eine Alternative zum Verkauf von Wertgegenständen dar. Der Wertgegenstand gilt dabei als Sicherheit. Am Ende der Laufzeit zahlen Sie den Kredit zurück und erhalten Ihre Sachwerte wieder.
- Nebenjob aufnehmen: Sie können auch versuchen, mit einem Nebenjob etwas Geld dazuzuverdienen und auf diese Weise Ihre Brille finanzieren.
Bei langfristigen Geldproblemen professionelle Hilfe suchen
Haben Sie ohnehin finanzielle Probleme und sind bereits verschuldet, ist es meist keine gute Idee, weitere Kredite aufzunehmen. Bei länger andauernden Schuldenproblemen empfiehlt sich stattdessen die Hilfe einer Schuldnerberatung.
Wir ermitteln zunächst Ihre finanzielle Situation und bemühen uns anschließend um eine außergerichtliche Schuldenbereinigung mit Ihren Gläubigern. Scheitert dieser Schuldenvergleich, besteht noch die Möglichkeit, über eine Privatinsolvenz eine Restschuldbefreiung zu erwirken und so (nahezu) alle Schulden loszuwerden.
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Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.