Suchen Sie online nach einer Antwort auf die Frage Gibt es einen Kredit, den jeder bekommt?, dann möchten Sie vermutlich längerfristige Geldprobleme lösen!? Eventuell haben die Hausbank und andere Geldgeber einen Kreditantrag aufgrund einer schlechten Bonität abgelehnt und Sie sind nun auf der Suche nach Alternativen …
Wir klären auf, ob es einen Kredit gibt, den wirklich jeder bekommt.
Was bedeutet Bonität und wie wirkt sie sich auf die Kreditvergabe aus?
Wer Kredite vergibt, möchte in aller Regel sein Geld inklusive Zinsen wieder zurückerhalten. Um ihr Verlustrisiko zu minimieren, prüfen Banken daher die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden, die sogenannte Bonität. Zu diesem Zweck holen sie Auskünfte von Wirtschaftsauskunfteien wie der SCHUFA Holding AG ein.
Die Bonität einer Person beschreibt die SCHUFA mit einem Score-Wert zwischen 0 und 100. Ein Wert über 90 steht für eine gute Bonität und damit für eine hohe Kreditwürdigkeit. Ein Score zwischen 80 und 90 bezeichnet ein erhöhtes bis hohes Ausfallrisiko. Mit einem solchen Score erhalten Sie eventuell noch einen Kredit, müssen aber oft Sicherheiten vorweisen und mit höheren Zinsen rechnen. Bei einem noch niedrigeren Score-Wert lehnen Banken den Kreditantrag für gewöhnlich ab.
Wie kommt es nun zu einer schlechten Bonität? Die typischen Ursachen:
- Sie zahlen Ihre Rechnungen nicht pünktlich.
- Ihre Ausgaben sind höher als Ihre Einnahmen.
- Sie haben bereits Kredite aufgenommen oder leisten noch Ratenzahlungen für größere Anschaffungen
- Sie stellen viele Kreditanfragen innerhalb einer kurzen Zeit. Die SCHUFA wertet dies als Hinweis darauf, dass es Ihnen schwerfällt, ein Darlehen zu erhalten.
Tipp! Konditionsanfrage statt Kreditanfrage: Möchten Sie verschieden Ratenkredite vergleichen, stellen Sie eine Konditionsanfrage statt einer Kreditanfrage. Konditionsanfragen haben keine Auswirkungen auf die Bonität, ermöglichen es Banken aber, Ihre Kreditwürdigkeit zu prüfen.
Schlechte Bonität verbessern – so kann es gelingen
Ein schlechter SCHUFA-Score lässt sich unter Umständen verbessern. Negative Einträge werden nach einer gewissen Frist wieder gelöscht. Bei Kreditanfragen beträgt diese Frist 12 Monate, bei Mahnverfahren / Inkassoverfahren und abbezahlten Krediten drei Jahre. Manchmal versäumt es die SCHUFA allerdings, veraltete Einträge zu streichen. Holen Sie daher einmal im Jahr eine kostenlose Selbstauskunft ein und lassen Sie veraltete und fehlerhafte Einträge löschen.
Mit Zustimmung des Gläubigers können auch Einträge über geringfügige Schuldbeträge von unter 2.000 Euro sofort gelöscht werden. Ein weiterer Tipp: Kündigen Sie nicht mehr benötigte Kreditkarten und Girokonten. Die SCHUFA deutet mehrere Konten und Kredite nämlich als Zeichen für finanzielle Unzuverlässigkeit.
Kredite trotz schlechter Bonität? Davon ist eher abzuraten
Die Chancen auf einen Kredit trotz schlechter Bonität stehen eher schlecht. Auch ein geringes Einkommen und Arbeitslosigkeit können der Kreditvergabe entgegenstehen. Sehen sich verzweifelte Verbraucher nach Alternativen um, stoßen sie schnell auf sogenannte Kredite ohne SCHUFA. Die Anbieter versprechen, Darlehen ohne Bonitätsprüfung zu vergeben. Das klingt zunächst verlockend – doch es ist Vorsicht geboten.
Kredite ohne SCHUFA werden häufig von Geldinstituten aus dem Ausland angeboten, beispielsweise aus der Schweiz, häufig als Blitzkredite mit dem Versprechen auf eine schnelle Zusage und Auszahlung. Um Gewinne zu machen und das größere Ausfallrisiko aufzufangen, sichern Banken diese Kredite jedoch durch sehr hohe Zinsen ab. Befinden Sie sich ohnehin schon in einer finanziell angespannten Lage, fällt es oft schwer, die hohen Ratenzahlungen langfristig zu tragen.
Was passieren kann, wenn Banken Kredite ohne Rücksicht auf die Bonität ihrer Kunden vergeben, zeigt die Lehman-Krise. Dabei handelt es sich um den größten Konkursfall der US-Geschichte. Am 15. September 2008 musste die Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmelden – der Höhepunkt einer Finanzkrise, deren Auswirkungen auch Europa treffen sollten.
Ihren Anfang nahm die Krise, als Banken zu Beginn der Nullerjahre Hypotheken auch an finanzschwache Antragsteller vergaben. Das Ausfallrisiko gaben die Banken an internationale Investoren weiter, indem sie die Hypotheken bündelten und Zertifikate darauf verkauften.
In Folge stiegen die Preise für Wohneigentum rasant. Wer seine Kreditraten nicht mehr bezahlen konnten, nahm zunächst einfach neue Kredite auf. Doch bald platzte die Blase, Millionen Hausbesitzer gerieten mit ihren Ratenzahlungen in Verzug und verloren schließlich ihr Zuhause. Auch die ausländischen Investoren machten Verluste.
Alternativen zum Kredit
Von einem Kredit ohne SCHUFA und Blitzkrediten aus dem Ausland sollten Sie Abstand nehmen. Welche Alternativen haben Sie, um Zahlungsschwierigkeiten zu überbrücken?
- Suchen Sie einen solventen Bürgen: Ein Bürge übernimmt das Ausfallrisiko für Ihren Ratenkredit. Voraussetzung ist, dass der Bürge einen Wohnsitz in Deutschland vorweisen kann, über ein festes Einkommen und eine gute Bonität verfügt.
- Nehmen Sie einen Privatkredit auf: Eventuell können Freunde oder Verwandte Ihnen bei Ihren Zahlungsschwierigkeiten weiterhelfen. Leihen Sie sich Geld von privat, halten Sie die Konditionen unbedingt in einem schriftlichen Kreditvertrag fest. Vereinbaren Sie eine feste Laufzeit, Zinshöhe und Rückzahlungsmodalitäten. So vermeiden Sie Missverständnisse und Streit.
- Dispo überziehen: Kurzfristige Zahlungsprobleme können Sie auch mit dem Dispokredit Ihrer Bank überbrücken. Wählen Sie diese Möglichkeit jedoch mit Bedacht und nur, wenn Sie das Minus schnell wieder ausgleichen können. Für den Dispo berechnen Banken nämlich hohe Zinsen.
Info! Privatkredite aus dem Internet – eine Alternative für jeden? Online finden sich verschiedene Plattformen, die Kredite privater Geldgeber anbieten. Die Konditionen können durchaus attraktiv sein. Allerdings möchten sich auch private Geldgeber gegen mögliche Zahlungsausfälle absichern und fordern für gewöhnlich eine Bonitätsauskunft an.
Statt Kredit: Finanzielle Problem dauerhaft beheben
Dispo oder Geld von Verwandten: Auf diese Weise lassen sich kleinere Ausstände zurückzahlen. Warten jedoch mehrere Gläubiger auf Ihr Geld oder halten die Zahlungsschwierigkeiten über längere Zeit hinweg an, sollten Sie möglichst keine neuen Schulden machen.
Statt einen Kredit aufzunehmen, empfiehlt es sich, einen besseren Überblick über Ihre Finanzen zu gewinnen: Führen Sie ein Haushaltsbuch und notieren Sie alle Eingaben und Ausgaben. Auf diese Weise sehen Sie, wo Sparpotenzial besteht. Suchen Sie zudem nach Möglichkeiten, Ihr Einkommen zu verbessern. Eventuell können Sie eine lang ausstehende Gehaltserhöhung verhandeln oder einen Nebenjob aufnehmen. Prüfen Sie auch, ob sich nicht mehr benötigte Wertsachen verkaufen oder verpfänden lassen.
Kontaktieren Sie Ihre Gläubiger und versuchen Sie, einen Zahlungsaufschub oder Ratenzahlung zu vereinbaren. Lassen sich Ihre Gläubiger nicht darauf ein, kontaktieren Sie eine zertifizierte Schuldnerberatung. Professionelle Berater unterstützen Sie bei der Schuldensanierung. Dafür bemühen sie sich zunächst um einen außergerichtlichen Schuldenvergleich. Scheitert dieser, begleitet Sie ein Schuldnerberater durch die Privatinsolvenz.
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Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.