Coronavirus erhöht Insolvenzrisiko und Überschuldungsgefahr

Coronavirus erhöht Insolvenzrisiko und Überschuldungsgefahr

Spätestens seit einigen Tagen sollte jedem klar sein, dass sich Deutschland – wie eigentlich der Rest der Welt – in einem absoluten Ausnahmezustand befindet. Die Weltgesundheitsorganisation stuft das Coronavirus (SARS CoV 2) mittlerweile offiziell als Pandemie ein. Was man bisher nur aus fiktionalen Filmen und Büchern kannte, wird in diesen Tagen immer mehr zur Realität.

Wichtige Maßnahmen zur Verlangsamung der Pandemie

Zu dieser Realität gehört, dass jeder Mensch die wichtigsten Hygiene- und Verhaltensregeln einhalten sollte. Damit sich das Virus nicht so schnell verbreitet, ist es erforderlich …

  • sich die Hände gründlich mit Seife zu waschen (mindestens 30 Sekunden).
  • in die Armbeuge oder ein Taschentuch zu niesen (und dieses unmittelbar zu entsorgen).
  • Abstand zu Menschen zu halten, die Husten, Schnupfen oder Fieber haben (das gilt nicht nur in Zeiten von Corona)
  • Berührungen wie beim Händeschütteln oder Umarmungen zu vermeiden.
  • die Hände vom Gesicht fernzuhalten.

Soziale Kontakte sollen bis auf Weiteres auf ein Minimum reduziert werden. Veranstaltungen mit vielen Menschen wurden von vielen Bundesländern bereits untersagt. Einige Schulen in besonders gefährdeten Gegenden wurden bereits geschlossen. Es ist damit zu rechnen, dass diese Maßnahme, also die Schließung von Schulen und Kitas, auf das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet wird. Unzählige Flüge wurden bereits gestrichen, viele Länder lassen keine Besucher aus Gebieten mit einer Häufung an Corona-Infektionen mehr einreisen.

Das alles sind sinnvolle Maßnahmen, denn Menschen ohne typische Symptome können Überträger sein und ihre Mitmenschen so unwissentlich mit dem Coronavirus anstecken. Bei Kindern und jüngeren Personen ist das i.d.R. nicht ganz so schlimm, da der Verlauf von COVID-19 überwiegend milde ist.

Info: COVID-19 ist übrigens die Bezeichnung der Krankheit, die von SARS CoV 2 ausgelöst wird. SARS CoV 2 wiederum gehört zur Familie der Coronaviren, die auch für die Pandemie in den Jahren 2002/2003 verantwortlich war.

Schlimmer ist es, wenn sich ältere Menschen anstecken. Insbesondere wenn Vorerkrankungen vorliegen. Dementsprechend ist es die gesellschaftliche Pflicht, diese Personengruppe besonders zu schützen.

Corona und die Folgen für die deutsche Wirtschaft

Die Gesundheit ist natürlich das zentrale Thema. Viele Menschen fragen sich jedoch auch, mit welchen Auswirkungen die deutsche Wirtschaft zu rechnen hat und wie sich das bei jedem Einzelnen finanziell bemerkbar machen wird.

Zu 100% kann das zu diesem Zeitpunkt natürlich niemand beantworten. Wir versuchen es aber mit Prognosen, die aufgrund der bisherigen Entwicklungen in Deutschland, aber auch in anderen betroffenen Ländern, realistisch sind.

Wenn das gesellschaftliche Leben nahezu zum Erliegen kommt, ist es klar, dass unzählige Branchen unmittelbar betroffen sind. Die Reise- und Tourismusbranche, Veranstalter und Messebau, Restaurants, Clubs, Taxi-Unternehmen, Kultureinrichtungen … die Liste der Branchen, die nicht betroffen sind und ggf. sogar profitieren, ist deutlich kürzer. Dazu zählt sicherlich die Pharmaindustrie.

Doch auch die Pharma-Unternehmen sind wie viele andere deutsche Unternehmen, z.B. aus dem Maschinenbau, auf eine reibungslose Lieferkette angewiesen. Aufgrund der globalen Verbreitung des Coronavirus ist diese schon jetzt an vielen Stellen unterbrochen. Produktionsbänder stehen still, es wird weniger hergestellt bzw. repariert. In der Folge werden weniger Mitarbeiter benötigt.

Die wirtschaftliche Herausforderung der Corona-Krise ist, genau wie die medizinische, eine bisher nie dagewesene Herkulesaufgabe für Gesellschaft und Politik. Der Staat muss der Wirtschaft unter die Arme greifen, damit eine Insolvenzwelle vermieden wird. Kurzarbeit ist dabei für viele Unternehmen eine gute Möglichkeit, um besser über die Runden zu kommen. Löhne müssen dabei nur anteilig vom Arbeitgeber gezahlt werden, den Rest übernimmt die Staatskasse.

Trotz aller politischen Bemühungen und der Bekundung, die „schwarze Null“ völlig außer acht zu lassen, steigt das Insolvenzrisiko enorm. Das gilt für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), aber auch für Selbständige alle Art. Vor allem für die, die keine großen Rücklagen gebildet haben, um eine Krise zu überwinden, die sicherlich mehrere Wochen oder gar Monate dauern wird.

Corona und die Folgen für Arbeitnehmer und Selbständige

Es darf bezweifelt werden, dass die Arbeitslosenzahlen bei einer wirtschaftlichen Talfahrt nicht steigen. Wenn auf unbestimmte Zeit Veranstaltungen aller Art abgesagt werden, Restaurants nicht mehr besucht werden, Hotels leer bleiben und keine Touristen mehr ins Land kommen ist ein deutlich geringeres Bruttosozialprodukt unausweichlich – einhergehend mit Insolvenzen von Unternehmen und Selbständigen.

Es werden weniger Mitarbeiter benötigt, die wiederum weniger Geld zur Verfügung haben. Da sich die Fixkosten privater Haushalte nur schwer reduzieren lassen, entstehen Geldprobleme. Auch hier gilt: Wer auf Gespartes zurückgreifen kann, übersteht die Krise eventuell ohne große Einschränkungen. Wer das nicht kann, schon vor Corona Schulden hatte und schauen musste, wie er zurecht kommt, wird es nicht leicht haben. Besonders hart trifft die aktuelle Situation die 10% der deutschen Haushalte, die als überschuldet gelten.

Auf den Punkt gebracht: Die Wahrscheinlichkeit ist leider sehr hoch, dass das Coronavirus die Überschuldungsgefahr privater Haushalte deutlich erhöht.

Was tun bei akuten Geldproblemen?

Als Selbständiger sollten Sie unbedingt auf dem Laufenden bleiben, welche Maßnahmen die Politik ergreift, um zu helfen. Im Gespräch sind beispielsweise Steuererleichterungen. Wurden finanzielle Hilfen vom Staat final beschlossen, sollten Sie diese umgehend beantragen. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die schwierigen Wochen bzw. Monate überstehen.

Auch als Privatperson sollten Sie die das Thema Finanzen bzw. Finanzhilfen genau verfolgen. Es kann ja nicht im Interesse der Regierung sein, dass sich Unternehmensinsolvenzen und Privatinsolvenzen ebenso schnell „ausbreiten“ wie das Coronavirus selbst.

Wenn Sie zu den gefährdeten Personen gehören, sollten Sie zudem schauen, wo Sie sich finanziell noch einschränken könnten.

Kommen Sie selbst nicht mehr mit Ihren Geldsorgen zurecht, sollten Sie unbedingt frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Bei Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit gibt es auch in der Corona-Krise, die Möglichkeit …

 

Schuldnerberatung Schulz: Oliver Schulz (Rechtsanwalt / Fachanwalt für Insolvenzrecht)

Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.

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