Wer zahlt Schulden im Todesfall ohne Erbe?

Wer zahlt Schulden im Todesfall ohne Erbe?

Schulden müssen auch nach einem Todesfall beglichen werden. Für gewöhnlich gehen offene Zahlungsverpflichtungen genau wie das Vermögen auf die Erben über. Doch was geschieht, wenn eine Person verstirbt, ohne einen Erben zu hinterlassen?

Diese Frage beantworten wir im folgenden Artikel.

Das Wichtigste – kurz & knapp

  • Auch im Todesfall müssen die Schulden eines Verstorbenen weiterhin beglichen werden.
  • Verstirbt ein Mensch in Deutschland, sind zunächst das Testament und die gesetzliche Erbfolge zu beachten.
  • Hinterlässt der Verstorbene weder ein Testament noch einen gesetzlichen Erben, fällt das Erbe an den Staat.

Der Ablauf eines Erbfalls

Verstirbt ein Mensch und die Angehörigen kümmern sich nicht direkt um den Nachlass, folgt der Erbfall in Deutschland einem gewissen rechtlichen Ablauf. Spätestens am dritten Werktag nach dem Eintritt des Todes ist der Todesfall dem Standesamt zu melden. Übernehmen dies nicht die Angehörigen, fällt diese Aufgabe meist dem Arzt zu, der den Totenschein ausgestellt hat.

Das Standesamt stellt die Sterbeurkunde aus und kontaktiert das Zentrale Testamentsregister. Dort wird geprüft, ob der Verstorbene ein Testament registriert hat. Falls ja, wird das zuständige Nachlassgericht informiert, das seinerseits das Testament eröffnet und mit den Erben sowie weiteren Pflichtteilsberechtigten Kontakt aufnimmt.

Todesfall ohne Erbe – Staat übernimmt die Schulden

Einer 2024 veröffentlichten Studie der Deutschen Bank zufolge haben nur 35 Prozent der potenziellen Erblasser in Deutschland ein Testament verfasst. Liegt kein Testament vor, greift die gesetzliche Erbfolge. Neun Prozent der Erblasser geben allerdings an, keine gesetzlichen Erben zu haben.

Wie geht es nun weiter, wenn der Erblasser zum Zeitpunkt des Todes verschuldet war?

Weder offene Forderungen noch laufende Kreditraten verfallen im Todesfall. Gibt es keine gesetzlichen Erben und hat der Verstorbene kein Testament hinterlassen, fällt die Erbmasse dem Staat zu. Gleiches gilt, wenn sich alle Erben dazu entscheiden, das Erbe auszuschlagen.

Der Staat begleicht dann die Schulden, erhält aber auch alle Vermögenswerte, die der Verstorbene eventuell noch zu vererben hatte.

Info: Laufende Kredite mit Restschuldversicherung
Haben Kreditnehmer eine Restschuldversicherung abgeschlossen, deckt diese im Todesfall die noch offene Summe ab. Eine reine Kreditrestschuldversicherung übernimmt dabei exakt den offenen Saldo. Eine sogenannte Ablebensversicherung dagegen deckt stets die garantierte Versicherungssumme ab. Beträgt die garantierte Versicherungssumme etwa 20.000 Euro, zahlt die Versicherung auch diesen Betrag, selbst wenn nur noch 10.000 Euro vom Kredit offen sind.

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Foto: AllebaziB / stock.adobe.com

Schuldnerberatung Schulz: Oliver Schulz (Rechtsanwalt / Fachanwalt für Insolvenzrecht)
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Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.

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