Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Privatinsolvenzen auf 99.991 Verfahren. Das geht aus dem aktuellen Schuldenbarometer 2024 des Informationsdienstleisters CRIF hervor. Im Vergleich zu 2023 ist die Zahl der Privatinsolvenzen damit um 6,6 Prozent gestiegen. Die Finanzexperten des CRIF führen diese Entwicklung vor allem auf höhere Lebenshaltungskosten zurück.
Das Wichtigste – kurz & knapp
- Die Zahl der Privatinsolvenzen steigt 2024 auf 99.991 Fälle, 6,6 Prozent mehr als 2023.
- Betroffen ist vor allem die Altersgruppe 61 Jahre und höher.
- Den stärksten Anstieg unter den Bundesländern verzeichnet Nordrhein-Westfalen mit einem Plus von 14,6 Prozent.
Vor allem ältere Menschen über 61 Jahren betroffen
Seit der Finanzkrise im Jahr 2010 ist die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland über Jahre hinweg kontinuierlich zurückgegangen. Mit der Covid19-Pandemie drehte sich diese Entwicklung jedoch wieder um. Das Jahr 2024 stellte dann sowohl die deutsche Wirtschaft als auch Privatverbraucher vor große Herausforderungen. Vor allem für Energie und Lebensmittel mussten Konsumenten deutlich mehr Geld ausgeben. In Folge hat sich auch die Zahl der Insolvenzanmeldungen von Privatpersonen und ehemaligen Selbstständigen wieder erhöht.
Steigt das Einkommen nicht im gleichen Maße wie die Ausgaben, drohen oft Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Von dieser Entwicklung betroffen sind laut Schuldenbarometer 2024 vor allem Personen der Altersgruppe 61 Jahre und älter. Im Jahr 2024 haben aus dieser Gruppe 15.574 Personen Privatinsolvenz angemeldet – 10,1 Prozent mehr als 2023.
Besonders starker Anstieg in Nordrhein-Westfalen
Auf das gesamte Bundesgebiet bezogen, kommen 119 Insolvenzfälle auf 100.000 Einwohner. Deutlich über dem Durchschnitt liegen Bremen mit 210, Hamburg mit 179 und Niedersachsen mit 159 Insolvenzen je 100.000 Einwohner. Den stärksten Anstieg an Fällen gab es in Nordrhein-Westfalen (14,6 Prozent).
In den östlichen Bundesländern – mit Ausnahme von Berlin – ging die Zahl der Privatinsolvenzen dagegen zurück, besonders stark in in Sachsen (minus 7,9 Prozent). Auch das Saarland zeigt mit einem Minus von 7,2 Prozent eine positive Entwicklung.
Mehr als 100.000 Privatinsolvenzen für 2025 erwartet
Für das Jahr 2025 rechnen die CRIF-Experten mit mehr als 100.000 Privatinsolvenzen in Deutschland. Vor allem Menschen, die ohnehin am Existenzminimum leben, sind von den Auswirkungen der steigenden Lebenshaltungskosten betroffen. Positiv bewertet der Informationsdienstleister die hohe Sparbereitschaft der deutschen Bevölkerung.
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Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.