Rolle im Insolvenzverfahren
Sobald ein Insolvenzantrag gestellt wurde, aber noch bevor das Insolvenzverfahren (Regelinsolvenz oder Privatinsolvenz) offiziell eröffnet ist, ernennt das Gericht einen vorläufigen Insolvenzverwalter. Die Hauptaufgabe des vorläufigen Insolvenzverwalters besteht darin, das Vermögen des Schuldners zu sichern und zu erhalten, um eine faire und gerechte Verteilung an die Gläubiger zu gewährleisten.
Der vorläufige Insolvenzverwalter übernimmt auch die Verantwortung, den Schuldner zu überwachen und sicherzustellen, dass keine weiteren Vermögenswerte verschoben oder versteckt werden. Darüber hinaus kann der vorläufige Insolvenzverwalter Maßnahmen ergreifen, um den Geschäftsbetrieb des Schuldners aufrechtzuerhalten und den Schaden für die Gläubiger zu minimieren.
Er arbeitet eng mit dem Gericht, den Gläubigern und anderen Beteiligten zusammen, um den Insolvenzprozess voranzutreiben und eine möglichst effiziente Abwicklung zu gewährleisten.
Unterschiede zum „richtigen“ Insolvenzverwalter
Der vorläufige Insolvenzverwalter handelt vor der offiziellen Eröffnung des Insolvenzverfahrens, während der reguläre Insolvenzverwalter nach der Eröffnung des Verfahrens tätig wird. Der Insolvenzverwalter hat weitergehende Befugnisse und Verantwortlichkeiten, wie die Liquidation von Vermögenswerten, die Führung von Rechtsstreitigkeiten und die Verteilung der Erlöse an die Gläubiger.
Es besteht ein klarer Unterschied zwischen dem vorläufigen Insolvenzverwalter und dem Insolvenzverwalter in Bezug auf ihre Aufgaben und Pflichten während des Insolvenzverfahrens.
Bestellung im selben Verfahren
Es ist durchaus möglich, dass ein vorläufiger Insolvenzverwalter zum Insolvenzverwalter im selben Verfahren bestellt wird. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Zufriedenheit der Gläubiger mit seiner Arbeit und der Einschätzung des Gerichts.
Konkrete Aufgaben eines vorläufigen Insolvenzverwalters
- Unternehmen retten: In einem Fall könnte der Verwalter entscheiden, dass das Weiterführen des Unternehmens die besten Chancen bietet, um Schulden zu begleichen. Er könnte Maßnahmen ergreifen, um die Produktion aufrechtzuerhalten und neue Einnahmen zu generieren.
- Vermögenssicherung: In einem anderen Fall könnte er entscheiden, sofort alle Vermögenswerte zu sichern und das Unternehmen zu schließen, um weitere Verluste zu vermeiden.
- Rechtsstreitigkeiten führen: Der Verwalter könnte in Fällen, in denen das Vermögen des Schuldners durch rechtswidrige Handlungen gefährdet ist, rechtliche Schritte einleiten.
Abschließend kann man sagen, dass der vorläufige Insolvenzverwalter eine wichtige Figur im deutschen Insolvenzrecht ist. Seine frühzeitige Einbindung soll sicherstellen, dass Vermögenswerte geschützt und Gläubigerinteressen angemessen vertreten werden.
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Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.