Schuldneratlas 2022 - Ruhe vor dem Sturm

Schuldneratlas 2022 – Ruhe vor dem Sturm?

Im zweiten Jahr in Folge liegt die Überschuldungsquote unter der 9-Prozent-Marke. Das geht aus dem im November veröffentlichten Schuldneratlas Deutschland 2022 der Wirtschaftsauskunftei Creditreform Boniversum hervor. Die Autoren erwarten jedoch eine baldige Trendwende.

Schuldnerquote auf niedrigstem Stand seit 2004

Laut Schuldneratlas sind aktuell 5,88 Millionen Menschen in Deutschland überschuldet, d.h. sie können ausstehende Zahlungen nicht mehr mit ihren Einnahmen decken. Das entspricht einer Überschuldungsquote von 8,48 Prozent.

Laut Creditreform ist dies der niedrigste Stand seit Beginn der Auswertung im Jahr 2004. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Überschuldungsfälle um rund 274.000 Haushalte oder 4,4 Prozent zurückgegangen.

Die niedrige Überschuldungsquote hängt den Experten zufolge unter anderem mit der Corona-Pandemie zusammen. Verbraucher hätten ihren Konsum eingeschränkt und zugleich von staatlichen Hilfsprogrammen profitiert. Das habe zu einem Anstieg der Sparquote und auch zu einer außergewöhnlich hohen Schuldentilgung geführt.

Schuldneratlas 2022 - Die wichtigsten Zahlen auf einen Blick

Überschuldung nach Geschlecht und Alter

Der positive Trend besteht unabhängig vom Geschlecht. Die Überschuldungsfälle von Männern gingen um 4,7 Prozent oder 177.000 Fälle zurück, bei den Frauen lässt sich ein Rückgang um 4,1 Prozent oder 97.000 Fälle beobachten.

Überschuldungsverteilung nach Geschlecht

Bei der Aufschlüsselung nach Alter zeigt sich, dass die Zahl der Überschuldungsfälle in der Altersgruppe 60+ im geringeren Maß zurückgeht als bei den jüngeren Verbrauchern. Die Überschuldungsquote der über 60-jährigen hat um 1,8 Prozent abgenommen (-21.000 Fälle), in der Personengruppe der 18- bis 59-jährigen ist sie dagegen um 5,1 Prozent gesunken (-253.000 Fälle).

Der positiven Entwicklung zum Trotz bleibt der Trend zur Altersarmut und Altersüberschuldung bestehen. So steht etwa mehr als einem Viertel der Rentner und Rentnerinnen nur ein Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro zur Verfügung.

Veränderung der Überschuldungsquoten nach Altersgruppen

Die häufigsten Ursachen für Überschuldung

Die sechs häufigsten Gründe für Überschuldung werden unter dem Namen „Big Six“ zusammengefasst. Im Vergleich zum Vorjahr ergeben sich die folgenden Veränderungen:

  1. Arbeitslosigkeit: 1,15 Mio. Fälle (-6 Prozent)
  2. Erkrankung, Sucht, Unfall: 1,07 Mio. Fälle (+3 Prozent)
  3. Unwirtschaftliche Haushaltsführung: 0,86 Mio. Fälle (-2 Prozent)
  4. Trennung, Scheidung, Tod: 0,70 Mio. Fälle (-6 Prozent)
  5. Längerfristiges Niedrigeinkommen: 0,68 Mio. Fälle (+10 Prozent)
  6. Gescheiterte Selbstständigkeit: 0,51 Mio. Fälle (+/- 0 Prozent)
Die sechs Hauptauslöser für Überschuldungsprozesse

Creditreform befürchtet starken Anstieg der Überschuldungsfälle

Aufgrund der steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten erwarten die Autoren, dass die Zahl der überschuldeten Haushalte in den kommenden Monaten wieder zunimmt. Darauf lässt eine Analyse der Creditreform-Tochterfirma microm schließen.

Die Kosten für Energieprodukte lagen im September 2022 um fast 44 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Die Kosten für Haushaltsenergie sind um fast 52 Prozent gestiegen. Die Preise für leichtes Heizöl haben sich sogar mehr als verdoppelt (+108 Prozent), Erdgas ist um 95 Prozent teurer geworden.

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Steigende Energiekosten treiben auch die Preise für Lebensmittel und andere dringend benötigte Produkte des täglichen Lebens in die Höhe. So haben sich Lebensmittel innerhalb eines Jahres um 19 Prozent verteuert.

Die höheren Ausgaben schränken den finanziellen Spielraum der Verbraucher immer weiter ein. In Folge besteht für bis zu 19 Prozent der Haushalte das Risiko, die Rechnungen für Strom, Gas, Wärme und Wasser nicht sofort bezahlen zu können. Das entspricht umgerechnet 7,8 Millionen Haushalten oder 15,6 Millionen Personen. Energieschulden gehören zu den Primärschulden, die für Haushalte existenzbedrohend werden können.

Geraten Sie in Zahlungsschwierigkeiten, sollten Sie sich daher rechtzeitig professionelle Unterstützung suchen.

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Info! Die Creditreform Boniversum GmbH: Die Creditreform Boniversum GmbH ist eine Wirtschaftsauskunftei und gibt Bonitätsinformationen über Privatpersonen heraus. Seit 2004 veröffentlicht das Unternehmen jährlich den „Schuldneratlas“ zur Entwicklung der Überschuldungsquote in Deutschland. Seit 2021 ergänzt die „microm Überschuldungs-Typologie“ den Report und analysiert Form, Intensität, Ausprägung und Betroffenheitsgrad der Überschuldung für acht unterschiedliche Schuldnertypen.

Fotos / Grafiken: Boniversum & Annett Seidler / stock.adobe.com

Schuldnerberatung Schulz: Oliver Schulz (Rechtsanwalt / Fachanwalt für Insolvenzrecht)

Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.

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