Der SchuldnerAtlas, die jährliche Studie von Creditreform zur Überschuldung privater Haushalte wurde heute (14.11.2019) veröffentlicht. Insgesamt sinkt die Überschuldungsquote um 0,1% auf exakt 10%. Da die Bevölkerung jedoch wächst, sind weiterhin 6,9 Millionen Bürger überschuldet, d.h. sie haben große Probleme, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Zwar bleiben viele Zahlen im Vergleich zum Vorjahr ungefähr gleich, dennoch gibt es einige bemerkenswerte bzw. alarmierende Trends.
Die „harte“ Überschuldung nahm um 125.000 Fälle ab (minus 3%), während die „weiche“ Überschuldung um 115.000 Fälle anstieg (plus 4,1%). Eine hohe Überschuldungsintensität liegt bei juristisch relevanten Sachverhalten vor. Trotz dieser Abnahme kämpfen immer noch knapp 4 Millionen mit tiefergehenden Geldproblemen.
Der Rückgang der „harten“ Überschuldung ist im Osten Deutschlands (minus 3,3%) stärker als im Westen. Generell schneidet der Osten von Jahr zu Jahr besser ab, was jedoch auch mit den dortigen Abwanderungsbewegungen zu tun hat. Die Überschuldungsquote liegt 2019 im Osten bei 10,3%, im Westen bei 9,9%.
Altersüberschuldung steigt überproportional
Betrachtet man den SchuldnerAtlas 2019 nach Altersgruppen, fällt sofort die Entwicklung bei den älteren Menschen ins Auge. Zwar liegt die Quote noch recht weit unter der in anderen Altersgruppen (2,95%), aber der Anstieg innerhalb eines Jahres von 45% (plus 118.000 Fälle) stimmt nachdenklich.
Schaut man sich dann noch die Zahlen zwischen 2013 und 2019 an, kann einem angst und bange werden. Der Anstieg betrug sage und schreibe 243%. Altersarmut ist leider ein Trend, den anhand dieser Zahlen niemand mehr leugnen kann und eine Realität, mit der sich Gesellschaft und Politik noch intensiver auseinandersetzen müssen!
SchuldnerAtlas 2019: Zukunftsaussichten eher trübe
Der deutschen Wirtschaft ging es in den letzten Jahren ziemlich gut. Der SchuldnerAtlas 2019 belegt jedoch, dass nicht alle privaten Haushalte davon profitieren konnten. Die Überschuldungsquote ist nicht in einem zu erwartenden Maße gesunken. Da wir anscheinend einer Rezession „entgegentaumeln“, ist vorerst wohl nicht damit zu rechnen, dass Schuldnerberater weniger zu tun bekommen …
Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.