Noch jung und schon Schulden?

Noch jung und schon Schulden?

Jung sein schützt vor Schulden nicht. Laut einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) haben 69 Prozent der 14- bis 24-Jährigen in Deutschland schon einmal Schulden gemacht.

Der Schuldneratlas 2022 beziffert die Anzahl überschuldeter junger Verbraucher – Personen zwischen 18 und 30 Jahren – auf rund 740.000.

Die gute Nachricht: Junge Menschen können sich meist wesentlich schneller aus der Schuldenspirale befreien als ältere.

Unwirtschaftliche Haushaltsführung ist häufigste Schuldenursache bei jungen Verbrauchern

Welche Altersgruppe genau zu den „jungen Schuldnern“ gehört, definieren verschiedene Studien etwas unterschiedlich. Der Schuldneratlas fasst wie beschrieben die 18- bis 30-Jährigen zu einer Gruppe zusammen. Das Statistische Bundesamt (Destatis) dagegen berücksichtigt Schuldner unter 25 Jahren.

Die durchschnittliche Schuldensumme der 20- bis 25-Jährigen liegt einer Destatis-Erhebung aus dem Jahr 2019 zufolge bei rund 8.800 Euro. Datengrundlage sind die Angaben von 559 Schuldnerberatungsstellen, basierend auf 136.000 beratenden Personen.

Die Schuldenursachen der jungen Verbraucher unterscheiden sich demnach wesentlich von denen der älteren. Jeder vierte Schuldner unter 25 Jahren, der 2018 eine Schuldnerberatung aufsuchte, hatte sich aufgrund einer unwirtschaftlichen Haushaltsführung verschuldet (26,8 Prozent).

Die häufigste Schuldenursache in der Altersgruppe der über 65-Jährigen war dagegen Erkrankung, Sucht oder Unfall (15,3 Prozent), gefolgt von Trennung, Scheidung oder Tod des Partners (14,4 Prozent).

Weitere Schuldenursachen bei jungen Menschen:

  • Arbeitslosigkeit: 19,1 Prozent
  • Längerfristiges Niedrigeinkommen: 11,7 Prozent
  • Erkrankung, Sucht oder Unfall: 10,9 Prozent
  • Trennung, Scheidung, Tod des Partners: 4,1 Prozent
  • Gescheiterte Selbstständigkeit: 1,6 Prozent
  • Sonstige Gründe: 25,8 Prozent

Junge Menschen machen vor allem Konsumschulden

Auch die Art der Schulden unterscheidet sich je nach Altersgruppe. Knapp zwei Drittel der unter 25-Jährigen (64,9 Prozent) haben sich aufgrund von Schulden bei Telekommunikationsunternehmen beraten lassen.

Die durchschnittliche Höhe der Handyschulden lag bei 1.573 Euro und machte damit gut ein Sechstel der gesamten durchschnittlichen Schuldenhöhe aus.

42,4 Prozent der jungen Verbraucher, die eine Schuldnerberatung aufsuchten, hatten Schulden bei Gewerbetreibenden offen. 32,8 Prozent bei Versandhändlern.

Bei Zahlung per Lastschrift, Kreditkarte oder PayPal verlieren junge, mit finanziellen Angelegenheiten noch unerfahrene Menschen schnell aus den Augen, wie viel Geld sie tatsächlich ausgeben.

Weitere häufige Gläubiger der unter 25-Jährigen:

  • Öffentliche Gläubiger inklusive Finanzamt: 53,6 Prozent
  • Kreditinstitute: 27,5 Prozent
  • Inkassobüros: 24,5 Prozent
  • Energieunternehmen: 23,5 Prozent
  • Vermieter: 19,0 Prozent

Zum Vergleich: In der Altersgruppe der über 65-Jährigen machten Kreditschulden den größten Anteil aus (62,9 Prozent), über alle beratenden Schuldner hinweg waren es Schulden bei öffentlichen Gläubigern wie dem Finanzamt (59,4 Prozent).

Hohe Lebenshaltungskosten sprengen das Budget

Eine durchschnittliche Schuldensumme von rund 8.800 Euro erscheint auf den ersten Blick vielleicht nicht sehr hoch. Das durchschnittliche Schuldenvolumen der Älteren beträgt rund 43.700 Euro und ist damit um ein Fünffaches höher.

Der relativ geringen Schuldensumme steht allerdings auch ein niedriges Einkommen gegenüber. Wer noch mitten in der Ausbildung steckt oder ganz am Anfang seiner Karriere steht, kann finanziell keine großen Sprünge machen.

Die jungen Schuldner, die eine Beratungsstelle aufsuchten, konnten im Schnitt über ein monatliches Nettoeinkommen von 777 Euro verfügen. Entsprechend lange dauert es, Ausstände zurückzuzahlen.

Das geringe Budget führt dazu, dass junge Verbraucher schon aufgrund alltäglicher Ausgaben in finanzielle Schwierigkeiten geraten können. Vielleicht wurde nicht genug Geld für die Nebenkostenabrechnung zurückgelegt oder die Waschmaschine geht kurz nach Ablauf des Garantiezeitraums kaputt.

Hinzu kommen Miete, Versicherungen und Lebensmittel – wer erst seit kurzer Zeit auf eigenen Beinen steht, verliert da schnell den Überblick. Die aktuell hohe Inflationsrate stellt junge Menschen vor zusätzliche Herausforderungen. Mit ihrem tendenziell eher geringen Einkommen müssen sie steigende Lebensmittelpreise und Energiekosten stemmen.

So befreien sich junge Menschen aus der Schuldenfalle

Der Schuldneratlas 2022 zeigt: Die Anzahl der jungen Schuldner ist im Vergleich zum Vorjahr um 54.000 Personen gesunken. Da ihre Schulden meist durch ihr Konsumverhalten verursacht sind, fällt es jungen Menschen relativ leicht, sich aus der Schuldenfalle zu befreien.

Konsumgewohnheiten lassen sich recht schnell ändern, vor allem, wenn man noch jung und flexibel ist. Mit einem Nebenjob oder dem Aufstieg auf eine höhere Karrierestufe kommt zudem mehr Geld in die Haushaltskasse und Schulden können schneller abbezahlt werden.

Wird das Geld knapp, helfen die folgenden Tipps:

  1. Haushaltsbuch führen: Mittlerweile gibt es eine Vielzahl kostenloser Apps zum Führen eines Haushaltsbuchs. Schnell und einfach lassen sich am Smartphone alle Ausgaben und Einnahmen notieren. Wer das regelmäßig und gewissenhaft macht, sieht schnell, für welche Posten zu viel Geld ausgegeben wird.
  2. Preise vergleichen: Weitere Apps helfen, vor dem Einkauf die besten Angebote zu finden. Auch die Preise von Handyverträgen, Strom- und Gasanbietern sowie Zusatzversicherungen sollte man genau vergleichen. Preisvergleichsportale im Internet unterstützen dabei.
  3. Hilfe von Eltern und Verwandten in Anspruch nehmen: Reißt eine unerwartete Anschaffung eine Lücke ins Budget, können eventuell Eltern oder Großeltern mit einer kleinen Finanzspritze aushelfen. Auch Sachleistungen unterstützen beim Sparen: Wer nicht mehr benötigte Möbel oder Haushaltsgegenstände der Eltern mit in die erste eigene Wohnung nehmen kann, muss nicht alles neu kaufen.
  4. Konsumverhalten überprüfen: Muss es wirklich das neueste Smartphone-Modell oder der leistungsstarke Rechner sein? Ist das Budget knapp, sollte man lieber nach Schnäppchen Ausschau halten, statt Konsumkredite aufzunehmen. Sparen lässt es sich mit dem Kauf von B-Ware und gebrauchten Geräten.
  5. Schuldnerberatung aufsuchen: Hat man sich bereits verschuldet und die Gläubiger verlangen ihr Geld zurück, ist professionelle Unterstützung ratsam. Zertifizierte Schuldnerberatungsstellen gehen individuell auf die Bedürfnisse der Ratsuchenden ein, bemühen sich um einen außergerichtlichen Schuldenvergleich und begleiten bei Bedarf durch die Verbraucherinsolvenz.

Schulden-Ersteinschätzung

– kostenlos, schnell, bundesweit –

Foto: Krakenimages.com / stock.adobe.com

Schuldnerberatung Schulz: Oliver Schulz (Rechtsanwalt / Fachanwalt für Insolvenzrecht)

Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.

Nach oben scrollen