Der Schuldneratlas 2018 bringt es ans Licht: In Deutschland ist nahezu jeder zehnte Erwachsene nicht mehr in der Lage, seine Rechnungen zu begleichen. Die individuell zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel lassen es nicht zu, weil die Mieten in diesem Land ins schier Unermessliche angestiegen sind.
So besagt die jüngst veröffentlichte Statistik, dass Menschen hierzulande im Vergleich zum Vorjahr noch weniger Geld zur Verfügung haben. Eine Ursache dafür sind die rasant gestiegenen Mietkosten. Aktuell sind es 6,9 Millionen Bürger – also 19.000 mehr als noch in 2017 – die unter dem wachsenden finanziellen Druck zu leiden haben.
Hoher Schuldenstand – trotz niedriger Arbeitslosenzahlen
Die Konjunktur läuft gut und auch die Arbeitsmarktstatistiken sind durchaus als positiv zu bewerten. Natürlich sollte sich nichtsdestotrotz jeder die Frage stellen, welche Fakten bei der Erstellung der Arbeitsmarktstatistiken berücksichtigt wurden und welche nicht!?
Laut Creditreform beläuft sich das Gesamtvolumen der Schulden deutscher Haushalte auf über 208 Milliarden Euro. Eine Zahl, die wahrlich zu denken gibt…
Wegen steigender Mietkosten in die Schuldenfalle
Bei einem Blick hinter die Kulissen zeigt sich in dem Zusammenhang, dass die rasant gestiegenen Preise am Wohnungsmarkt eine echte finanzielle Bedrohung für den deutschen Bürger darstellen.
Während die Kaufkraft nur langsam zunimmt, haben sich die Kosten für Immobilien und für Mieten laut Schuldneratlas 2018 immens erhöht. Die Zahlen des Sozialverbands Deutschland (SoVD) besagen ebenfalls nichts Gutes. So wenden mehr als 50 Prozent aller Mieter sage und schreibe mehr als ein Drittel ihres gesamten Nettoeinkommens für Miete und Nebenkosten auf.
In diesen Bundesländern leben die meisten überschuldeten Personen
Deutschlands Hauptstadt Berlin, Sachsen-Anhalt und Bremen gehören zu den Bundesländern, die am höchsten verschuldet sind. Hier leiden offenbar die meisten Bürger unter dem hohen Kostendruck. Da bleibt kaum mehr etwas übrig, um die Lebenshaltungskosten zu bewältigen. Bereits unerwartete Ausgaben in geringer Höhe können angesichts dessen rasch in die Schuldenfalle führen.
Ein Kampf gegen Windmühlen!?
Vor allem ältere deutsche Bürger haben es schwer, sich finanziell über Wasser zu halten. Die Zahl der überschuldeten Senioren im Alter von 70 Jahren liegt aktuell bei 263.000 und ist damit um satte 35 Prozent gestiegen. Bei den 60 bis 69-jährigen Deutschen sieht das nicht anders aus. Hier weichen die Zahlen nur geringfügig von denen der höheren Altersklasse ab.
Die Konsequenz: Die Zahl der erwerbstätigen Senioren ist stark angestiegen. Im Gegensatz dazu hat sich die Überschuldungsquote in der Ruhrgebietsregion, zumindest bei den Menschen zwischen 18 und 30 reduziert.
In Bayern ist die Zahl der überschuldeten deutschen Einwohner mit etwa 7,43 Prozent vergleichsweise gering. Auch Baden-Württemberg liegt mit 8,31 Prozent nur knapp dahinter.
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Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.