Der aktuelle SchuldnerAtlas 2017 deckt auf, dass die Überschuldung in Deutschland für viele Haushalte ein großes Problem darstellt. Insgesamt sind Privatpersonen in Deutschland mit mehr als 209 Milliarden Euro verschuldet. Dies ergibt rein rechnerisch eine Schuldenlast von etwa 2.500 EUR pro Person – vom Baby bis zum Greis.
Tatsächlich verteilen sich die Schulden aber sehr unregelmäßig. Es gibt Regionen, in denen die Verschuldung sehr hoch ist. In einigen Teilen Deutschlands zeigt der SchuldnerAtlas hingegen eine sehr geringe Verschuldung an. Auffallend ist, dass die Verschuldung mit der Struktur der Region in einem Zusammenhang steht. In strukturschwachen Regionen ist die Verschuldung deutlich höher als in Gegenden, in denen geringe Arbeitslosigkeit und eine sehr gute Struktur nachgewiesen werden können.
Insgesamt ist die Verschuldung der Privathaushalte zum dritten Mal in Folge leicht angestiegen. Dieser Trend hält bereits seit 2014 an. Eine Umkehr ist auch nach den neuesten Zahlen nicht erkennbar.
Verschuldung ist im Osten höher als in den alten Bundesländern
Bereits seit dem Jahre 2008 liegt die Verschuldung der privaten Haushalte in den neuen Bundesländern deutlich höher. Dieser Trend kehrt sich auch nach den aktuellen Zahlen aus 2017 nicht um, wobei aber zu beobachten ist, dass die Verschuldung in den privaten Haushalten der alten Bundesländer zunimmt. Die Zahlen drücken aus, dass in den neuen Bundesländern 1,12 Millionen Menschen verschuldet sind. Der Westen kommt auf 5,79 Millionen Personen. Insgesamt also fast 7 Millionen Bundesbürger.
Gemessen an der Bevölkerungszahl, die in den alten Bundesländern deutlich höher ist als im Osten, kommt der Westen auf eine prozentuale Quote von 9,91 Prozent. Der Osten liegt mit einem Wert von 10,42 Prozent etwas höher, doch die Werte haben sich in den letzten Jahren immer deutlicher angenähert.
In den alten und neuen Bundesländern gibt es zusammen 4,22 Millionen Haushalte, die von einer dauerhaften Spirale der Überschuldung betroffen sind. Dies bedeutet entweder, dass sie ihre teils hohen Schulden nicht abzahlen können oder nach wie vor neue Schulden machen. In diesen Haushalten ist ein Ende der Verschuldung nicht absehbar. Vielmehr ist zu befürchten, dass die Schulden mittel- oder langfristig nicht aus dem zur Verfügung stehenden Einkommen beglichen werden können, so dass die Zahlungsunfähigkeit und ggf. eine Privatinsolvenz droht.
Überschuldung nimmt im Mittelstand und bei Frauen zu
Der SchuldnerAtlas liefert noch weitere Informationen zur Verschuldung der Deutschen. So verschulden sich immer mehr Frauen. Bei den Männern bleibt die Quote etwa gleich. Auch der Mittelstand ist von der Verschuldung zunehmend betroffen, und zwar unabhängig von der Region.
Erfreulich ist die abnehmende Verschuldung bei der Jugend. Junge Menschen gehen vorsichtiger mit ihrem Geld um, was sich im SchuldnerAtlas im Vergleich zu den letzten Jahren positiv auswirkt.
Schuldnerquote nach Ländern betrachtet
Der SchuldnerAtlas 2017 stellt auch die Schuldnerquote in Bezug auf die Bundesländer dar. Dabei liegt Bayern mit einer Verschuldung von 7,41 % deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt. Es folgen Baden-Württemberg und Thüringen.
Schlusslicht ist Bremen mit einem Wert von knapp unter 14 Prozent. Knapp davor liegen Berlin und Sachsen-Anhalt. Die anderen Bundesländer bewegen sich mit einem Wert von etwa zehn Prozent im Mittelfeld.
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Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.