Altersarmut in Deutschland

Altersarmut in Deutschland

Arm im Alter: Fast einem Fünftel aller Senioren steht zum Leben weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung. Von Altersarmut gefährdet sind vor allem alleinerziehende Frauen.

Wie ist Altersarmut eigentlich definiert? Und wo gibt es Hilfe? Hier finden Sie Antworten.

Das Wichtigste – kurz & knapp

  • 18,3 Prozent der Menschen über 65 Jahren gelten in Deutschland als armutsgefährdet.
  • In der Gruppe der über 80-Jährigen ist jede fünfte Person von Altersarmut betroffen.
  • Ein häufiger Grund für Altersarmut ist eine unterbrochene Erwerbsbiografie.
  • Senioren mit geringer Rente können staatliche Hilfen wie Grundsicherung, Wohngeld und Grundrentenzuschuss in Anspruch nehmen.
  • Sozial- und Wohlfahrtsverbände sowie anerkannte Schuldnerberatungsstellen bieten ebenfalls Unterstützung bei Altersarmut.

Mehr als jeder fünfte Mensch über 80 ist von Armut betroffen

Die gängige Definition von Armut basiert auf dem bedarfsgewichteten Pro-Kopf-Einkommen je Haushaltsmitglied. Als armutsgefährdet gilt eine Person, die weniger als 60 Prozent des mittleren gewichteten Einkommens der Bevölkerung zur Verfügung hat. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes lag die Armutsgefährdungsquote für Senioren über 65 Jahren im Jahr 2022 bei 18,3 Prozent.

In der Gruppe der über 80-Jährigen ist sogar jede fünfte Person von Altersarmut betroffen. Das geht aus der im Dezember 2021 veröffentlichten Studie „Hohes Alter in Deutschland“ hervor. Bei den Frauen über 80 Jahren liegt der Anteil dabei noch einmal um neun Prozentpunkte höher als bei den Männern.

Die Folgen von Altersarmut sind oft gravierend und wirken sich auch aufs Sozialleben aus. Es fehlt das Geld für unerwartete Ausgaben wie Reparaturen, aber auch für notwendige alltägliche Dinge wie eine gesunde Ernährung oder eine ausreichende medizinische Versorgung.

Wer wenig Geld zur Verfügung hat, dem fehlt es auch an Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe. Die soziale Isolation steigert wiederum das Erkrankungsrisiko und die Lebenserwartung sinkt.

Ursachen für Altersarmut

Obwohl die Gesellschaft in Deutschland altert, steigt das Risiko für Altersarmut hierzulande nur moderat an. Weit mehr ältere Menschen sind in vielen mittel- und südosteuropäischen Ländern von Altersarmut gefährdet. Einer Erhebung aus dem Jahr 2016 werden die Spitzen von Estland (40,2 Prozent) und Lettland (39,9 Prozent) markiert. Im EU-Durchschnitt liegt die Armutsrisikoquote für ältere Menschen bei 14,6 Prozent.

Die Gründe für Altersarmut sind vielfältig. So führen zum Beispiel Unterbrechungen im Erwerbsleben dazu, dass Menschen weniger Geld in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und im Alter eine geringere Rente erhalten. Betroffen sind vor allem alleinerziehende Frauen. Aufgrund der Kindererziehung können sie meist nicht voll am Erwerbsleben teilnehmen, müssen aber gleichzeitig hohe Ausgaben bewältigen. Dadurch bleibt ihnen kaum eine Möglichkeit, finanzielle Rücklagen zu bilden. Wer wenig verdient, hat auch weniger Möglichkeiten, in eine private Altersvorsorge einzuzahlen.

Ein weiteres Problem: Die Renten steigen in Deutschland langsamer als die Löhne. Auf diese Weise verlieren sie nach und nach an Kaufkraft. Rentner bekommen die in den letzten Jahren steigende Inflationsrate sowie die höheren Gas- und Stromkosten daher besonders stark zu spüren.

Staatliche Leistungen für armutsgefährdete Senioren

Reicht die Rente nicht zum Leben aus, können Senioren verschieden staatliche Hilfen in Anspruch nehmen:

1. Grundsicherung

Die Grundsicherung im Alter steht Personen zu, die ihre persönliche Regelaltersgrenze (aktuell: 65 Jahre und 10 Monate) überschritten haben und deren Einkommen nicht ausreicht, um ihren Lebensunterhalt zu decken. Im Dezember 2021 erhielten gut 3,4 Prozent der Senioren Grundsicherung, umgerechnet rund 589.000 Menschen. Wie das Bundesarbeitsministerium berichtet, verfügen 35 Prozent der Berechtigten über ein Einkommen von weniger als 400 Euro im Monat.

2. Wohngeld

Wohngeld können Mieter oder Selbstnutzer eines Eigenheims beantragen, die ein geringes oder unterdurchschnittliches Einkommen erhalten. Eine Studie zufolge sind 47 Prozent aller Wohngeldempfänger Rentner.

3. Grundrentenzuschlag

Einen Grundrentenzuschlag auf die gesetzliche Rente erhalten Personen, die mindestens 33 Versicherungsjahre lang im jährlichen Durchschnitt wenigstens 30 Prozent und höchstens 80 Prozent des Durchschnittsverdienstes erzielt haben. Für Alleinstehende liegen die Verdienstgrenzen bei 1.317 Euro netto, bei Paaren bei 2.054 Euro netto im Monat (Stand: 2022).

4. Pflegegeld

Pflegebedürftigen Senioren, die im Pflegeheim leben oder häusliche Pflege in Anspruch nehmen, steht Pflegegeld zu. Die Pflegekasse zahlt außerdem bis zu 4.000 Euro pro anspruchsberechtigter Person für „wohnumfeldverbessernde Maßnahmen“ wie den barrierefreien Umbau des Badezimmers.

Weitere Hilfen und Beratungsangebote bei Altersarmut

Angesichts der alternden Gesellschaft in Deutschland und der zunehmenden Anzahl unterbrochener Lebensläufe steht zu erwarten, dass die Quote armutsgefährdeter Senioren in Zukunft steigt. Experten und Wohlfahrtsverbände fordern daher unter anderem eine grundlegende Reform des deutschen Rentensystems.

Senioren, die heute schon von Armut betroffen sind, können sich an Wohlfahrts- und Seniorenverbände wenden. Neben Beratung gibt es dort zum Beispiel Einkaufsgutscheine. Weitere Unterstützung bieten die Tafeln, bei denen armutsbetroffene Senioren Lebensmittel erhalten oder an barrierefreien Senioren-Cafés teilnehmen können.

Auch Schuldnerberatungsstellen unterstützen Sie bei Altersarmut und den damit einhergehenden Problemen. Die Berater helfen Ihnen etwa bei der Beantragung der Grundsicherung und weiterer staatlicher Leistungen und finden Lösungen, falls Sie bereits Schulden gemacht haben.

Sollten Sie zahlungsunfähig sein, könnte Ihnen ein Schuldenvergleich oder eine Privatinsolvenz aus der Schuldenfalle helfen.

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Schuldnerberatung Schulz: Oliver Schulz (Rechtsanwalt / Fachanwalt für Insolvenzrecht)

Oliver Schulz ist seit 2010 Rechtsanwalt und hat sich als Fachanwalt auf das Rechtsgebiet Insolvenzrecht spezialisiert. Mit seiner Kanzlei Schulz & Partner führt er seit 2012 die Schuldnerberatung Schulz, die in mehreren deutschen Städten ansässig ist und Schuldnern dabei hilft, ihre Schulden durch einen außergerichtlichen Vergleich, eine Regelinsolvenz oder eine Privatinsolvenz loszuwerden und finanziell neu durchzustarten. Er ist u.a. Mitglied im HAV (Hamburgischer Anwaltverein e.V.) und im Norddeutschen Insolvenzforum Hamburg e.V.. Als ausgewiesener Experte gibt er Interviews, z.B. bei RTL Direkt (zum Thema SchuldnerAtlas 2023). Außerdem ist er als Gastautor aktiv, z.B. auf Unternehmer.de.

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